(KaJa / Kommentar)

Die Essayistin und Autorin Daniela Dahn gab kürzlich in Schwerin tiefe Einblicke in ihre Auffassungen über Krieg, Frieden und geopolitische Dynamiken. Unser Bericht stellt die Höhepunkte des Abends dar, stützt sich dabei auf Dahns Ansichten. Wir ermutigen die Leser, die vorgestellten Perspektiven aufmerksam zu betrachten und die Vielschichtigkeit der angesprochenen Themen anzuerkennen.

Führten durch den Abend: Jana Wolff (links) moderierte den Abend. Rechts die Essayistin und Autorin Daniela Dahn.

(KaJa)

Dienstagabend war die Essayistin und Autorin Daniela Dahn in Schwerin, um aus ihrem neuen Buch „Im Krieg verlieren auch die Sieger“ (Rowohlt Verlag Hamburg, November 2022) zu lesen. Im überfüllten Saal des Schleswig-Holstein Hauses wurde die Autorin von Torsten Koplin für die Rosa-Luxemburg-Stiftung und die Linke Landtagsfraktion begrüßt. Die Moderation der abschließenden Diskussion wurde von Jana Wolff, unter anderem aktiv bei Teachers 4 Future, übernommen.

Der Herausgeber von http://www.schwerin.news, Karsten Jagau, war vor Ort und hat die Eindrücke der Veranstaltung niedergeschrieben.

In ihrer Lesung und den anschließenden Antworten auf Fragen des Publikums zeigte Daniela Dahn deutlich ihre Standpunkte. Sie warnte eindringlich davor, sich an die Kriegssituation zu gewöhnen. Ebenso mahnte sie ein systemisches Denken an, anstatt dem weit verbreiteten linearen Denken. Sie bezeichnete sich als pragmatische Pazifistin, die bereit ist zu militärischem Einsatz, wenn dadurch ein Massenmord verhindert wird. Im Gegensatz zu Albert Einstein, der sich als „militanter Pazifist“ bezeichnete.

Sie erläuterte dann, mit vielen Zitaten und Quellen, die Sie in ihrem Buch benennt, die historische Entwicklung der letzten Jahrzehnte. In der „unipolaren Welt*“ sind laut der Autorin seit 1991 251 militärische Interventionen durch die USA und NATO-Staaten erfolgt, weshalb sie folgerte, dass die unipolare Welt eine autokratische Welt war und ist. Ebenso erläuterte sie mit einigen Beispielen aus dem Buch, welche Provokationen vonseiten des Westens im Vorfeld des Angriffs der Russischen Föderation erfolgten. Dahn betonte an der Stelle allerdings sehr klar und unmissverständlich, dass alle Provokationen „keine Legitimation für den Angriff“ sind.

Dahn wies auf die mediale Situation hin, die zurzeit in einem „Krieg der Narrative“ steckt. In dem Zusammenhang zitierte sie Mark Twain mit den Worten: „Ohne Zeitung ist man nicht informiert. Mit Zeitung ist man desinformiert.“ Recherchearbeit ist deshalb wichtig, aber zeitraubend. Ebenso wies sie auf ein Zitat von Egon Bahr hin: „Wenn jemand von Werten spricht, meint er Interessen“. Sie motivierte die Zuhörer, genau zuzuhören, zu lesen und zu denken.

„Krieg ist das Versagen von Politik“

Frau Daniela Dahn betonte, dass Krieg immer ein Versagen der Politik ist. Und stellte zudem fest, dass „Kriege mit modernen Waffen nicht mehr gewinnbar sind“. Aus diesem Grund zitierte sie Eisenhower, der 1961 sagte: „Wir müssen die Regierung vor dem industriellen militärischen Komplex schützen.“ Die Think-Tanks in den USA werden zu 80% von der Rüstungsindustrie bezahlt, sie sind Berater der US-Regierung, so Dahn.

Aus Russland gibt es keine Daten dazu, doch Dahn schätzt die Situation dort als vergleichbar ein. Wenn der militärisch-industrielle Komplex zur bestimmenden Größe wird, dann spielt das Recht auf Leben, das größte der Menschenrechte, keine Rolle mehr. Und bei den modernen Waffen rückt neben dem Existenzrecht von Staaten ein anderes wichtiges Recht in den Fokus: Das Existenzrecht der Menschheit. Dazu erinnerte sie an den im Jahr 43 vor Christus verstorbenen Cicero, der schrieb: „Der ungerechteste Frieden ist besser als der gerechteste Krieg.“

Zum Abschluss ihrer Lesung sagte sie, dass es mehrere Vorschläge als Entwurf für Friedensverhandlungen von verschiedenen Seiten gäbe, u. a. vom Generalsekretär der Vereinten Nationen, Gueterres, der u. a. statt einer unipolaren eine multipolare Welt ins Spiel bringt.

Nach der Lesung gab es eine interessante Diskussion mit Fragen und Statements, die den in den Augen der Teilnehmenden gelungenen Abend abrundeten.

Begriffserklärungen:

*Unipolar: Eine internationale Ordnung mit einer dominanten Großmacht. *Multipolar: Eine internationale Ordnung mit mehreren mächtigen Staaten, die konkurrieren.


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