(Kommentar stm)

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Am heutigen Sonntag hat die UNESCO-Kommission die Bauten in der Erfurter Altstadt, genauer gesagt das jüdisch-mittelalterliche Erbe der Thüringer Landeshauptstadt, als Welterbe ausgezeichnet.

Fast 15 Jahre lang wurde in Thüringens Landeshauptstadt an der Bewerbung für den Welterbetitel gearbeitet. Über die Vergabe dieser begehrten Auszeichnung entscheidet das zuständige Komitee der UNESCO, der Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation, heute in Riad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens. Insgesamt konkurrierten 50 Nominierte um den Welterbetitel.

Nun gibt es also ein Weltkulturerbe in Erfurt, das 52. auf deutschem Boden. Im kommenden Jahr, so sieht es der vorgestellte Plan in Schwerin vor, soll dann das Schlossensemble der Landeshauptstadt Schwerin an der Reihe sein.

Skeptiker sehen „Global Strategy“ als Hindernis

Skeptiker beziehen sich immer wieder auf die „Global Strategy“ der UNESCO und sehen daher wenig Chancen für Schwerin. Die Tatsache, dass Erfurt es nun geschafft hat, kann jedoch als Gegenbeweis zu den Befürchtungen einiger Skeptiker betrachtet werden.

Eine Chance für Schwerin trotz „Global Strategy“?

Wie die UNESCO in ihrer „Global Strategy“ feststellt, sollen zukünftig nicht-europäische Staaten Vorrang haben. Deutschland und Europa im Allgemeinen sind im Vergleich zu anderen Staaten einfach zu stark vertreten. Gegen eine positive Entscheidung für Erfurt sprach eigentlich die Tatsache, dass sich bereits viele Kulturstätten in Europa und Deutschland befinden. Hinter Italien und China steht Deutschland auf Platz drei der Liste der Nationen.

Die UNESCO erklärt ihre „globale Strategie“ wie folgt:

„Die Region Europa und Nordamerika zählt trotz ihrer geringeren Größe im Vergleich zu anderen Regionen mit Abstand die meisten Welterbestätten (47 %). Diese Ungleichgewichte wurden bereits Anfang der 90er Jahre festgestellt. Eine vergleichende Studie von ICOMOS, durchgeführt zwischen 1987 und 1993, belegte erstmalig die Überrepräsentation bestimmter Arten von Kulturerbestätten gegenüber anderen. Vor diesem Hintergrund hat die UNESCO erstmals 1994 ein Expertentreffen zur Ausarbeitung einer sogenannten Globalen Strategie einberufen. Seither wurde die Globale Strategie für eine repräsentative, ausgewogene und glaubwürdige Welterbeliste stetig weiterentwickelt. Vorrang sollen Nominierungen von Naturerbestätten sowie von Kulturerbestätten aus Zeitepochen und Regionen haben, die bisher nicht ausreichend auf der UNESCO-Liste vertreten sind.“

Deshalb wurde beispielsweise beschlossen, dass einige priviligierte Staaten nur noch eine geringe Anzahl Welterbe vorschlagen dürfen. Deutschland gehört seit einigen Jahren zu diesen Staaten.

Mitbewerber UND Strategy als Contra. Ist Schwerin einmalig genug?

Da Erfurt nun trotz der Erklärung der UNESCO-Kommission, anderen Staaten Vorrang zu geben, den Titel Weltkulturerbe tragen darf, kann dies als positives Signal für die Bewerbung Schwerins gesehen werden. Die Entscheidung darüber, ob Schwerin den Titel eines Weltkulturerbes erhält, wird im Jahr 2024 fallen.

Man darf gespannt sein, ob Schwerins Bewerbung ausreichend ähnliches Gewicht gegenüber, beziehungsweise trotz der „Global Strategy“ einnehmen wird, wie die jüdisch-mittelalterliche Erbe Erfurts. Schwerins Schloß und das „drumherum“ mögen ansehnlich sein.

Dass die UNESCO von ihrer „Global Strategy“ abgewichen ist, mag an der einzigartigen, rund 1000 Jahre alten jüdisch, mittelalterlichen Geschichte der Erfurter Altstadt liegen.

Ob Schwerin da mit seinem in der Kolonialzeit zur Blüte gereiften Herzogtumserbe mithalten kann, sich 2024 also nicht nur gegen dutzende Mitbewerber, sondern auch gegen die „Global Strategy“ durchsetzen wird, muss abgewartet werden.


Informationen zur Weltkulturerbe Bewerbung von Schwerin: https://www.welterbe-schwerin.de/


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