(stm)

Am Abend des 8. 12. 2023 fand in der Landeshauptstadt die angekündigte Pro Palästina Friedensdemonstration statt. Hieran nahmen in der Spitze 150 bis 200 Personen teil.

Der Aufzug setzte sich gegen 18:30 Uhr nach einer Auftaktkundgebung auf dem Alten Garten durch die Innenstadt in Bewegung und erreichte so seinen Zielort Grunthalplatz. Hier fand eine Abschlusskundgebung statt. Insgesamt verlief der Aufzug nach Angaben der Polizei auflagenkonform und störungsfrei. Kurzzeitig wurden aus den Reihen der Teilnehmenden entgegen des Willens des Versammlungsleiters Sprechchöre in arabischer Sprache gerufen, woraufhin der Versammlungsleiter unverzüglich einschritt und dies unterband. Eine Strafbarkeit der Ausrufe war nach Prüfung nicht gegeben, schreibt die Polizei. Zu weiteren Ereignissen kam es nicht, wie die Polizei in ihrer Pressemitteilung zum Demonstrationsgeschehen zusammenfasst. Alles gut könnte man meinen. Sieht die SVZ aber anders.

SVZ schreibt von antisemitischen Äußerungen

Die SVZ veröffentlichte am Freitagabend einen (+)/ Bezahlartikel mit dem Titel: „Pro-Palästina-Demo zieht mit antisemitischen Parolen durch Schwerin“. In dem Bericht wirft die SVZ Autorin J. Z. dem Anmelder der Demonstration antisemitische Äußerungen vor. So heißt es in dem Beitrag beispielsweise: „Mehr als 120 Menschen zogen am Freitagabend durch Schwerin. Zwischen Friedensappellen wurden immer wieder antisemitische Verschwörungstheorien verbreitet.“ an einer anderen Stelle heißt es: „… kam es vor allem in den Redebeiträgen durch den Anmelder immer wieder zu antiisraelischen Verschwörungstheorien. In der knapp 30-minütigen Ansprache durch den Anmelder wurde der Staat Israel als Kindermörder bezeichnet, auch von Genozid und einer angeblichen ethnischen Säuberung in Gaza war immer wieder die Rede.“

Antisemitismus auf der Demo und Polizei schaute weg?

Demo Redner Surik Jangoyan wehr sich gegen Antisemitismus-Vorwurf der Schweriner Volkszeitung und schaltet Presserat ein

Der Anmelder der Demonstration Surik Jangoyan wehrt sich gegen die von der SVZ erhobenen Vorwürfe er habe antesemitische Äußerungen getätigt. Kritik an dem Handeln der israelischen Regierung ist nicht antisemitisch. Er sei schockiert über die von der SVZ erhobenen Vorwürfe und habe noch in der Nacht den Beitrag der SVZ an den Deutschen Presserat gemeldet. Er prüfe zudem weitere rechtliche Schritte um sich gegen die für ihn nicht nachvollziehbaren Vorwürfe zu wehren.

SVZ Artikel nur online zu finden, Kommentarfunktion deaktiviert

Der Artikel der SVZ Pro-Palästina-Demo zieht mit antisemitischen Parolen durch Schwerin ist anders als viele andere Artikel der SVZ ausschließlich online abrufbar. In der Printausgabe die am Samstag erschienen ist, wird zwar von der Demonstration berichtet, von antisemitischen Vorwürfen ist hingegen keine Rede mehr. Auch auf Instagram finden sich die Vorwürfe der SVZ nicht mehr in der Form. Weder „antiisraelisch“ noch „antisemitisch“ wird dort in einen Zusammenhang mit der Demonstration oder Rede geschrieben.

Entgegen dem Artikel der online in der SVZ erschienen ist, findet sich im Insta Beitrag kein Wort mehr von Antisemitismus. Im verlinkten Beitrag kommt man auch nicht auf den Artikel, sondern zu einer Dia-Fotogalerie.

Kritik zu ihrem Beitrag unterbindet die SVZ zumindest auf Instagram. Dort hat sich die SVZ entschieden die Kommentarfunktion auszuschalten.

Kommentarfunktion abgeschalten.

Sollte es zu antisemitistischen Parolen und Äußerungen gekommen sein, muss man Fragen, weswegen die Polizei, die auf Weisung des Innenministers sehr genau hingesehen und hingehört hat, dies zugelassen haben soll. In der Pressemitteilung der Polizei zum Demonstrationsgeschehen ist zudem von einem „friedlichen Verlauf“ die Rede.

http://www.schwerin.news hat bereits in der Nacht von Freitag auf Samstag eine Anfrage an die Polizei geschickt, wie diese die Vorwürfe der SVZ bewertet. Sobald eine Antwort vorliegt, werden wir auf http://www.schwerin.news darüber berichten.

Kommentar (Stm):

Es bleibt abzuwarten wie der Deutsche Presserat auf die Beschwerde des Anmelders reagiert. Der Vorwurf des Antisemitismus ist nicht unerheblich. Derartige Vorwürfe sollten belegt sein. Sind sie es nicht, kann dies für die beschuldigte Personen sehr schädlich sein. Auch für eine immer wieder notwendige Debatte über Antisemitismus sind ungeprüfte Vorwürfe dieser Art alles andere als hilfreich.

Antisemitismus ist ein real existierendes, ernst zu nehmendes Problem in unserer Gesellschaft. Wenn die SVZ einen Artikel schreibt der Antisemitismus sieht, weswegen dann nur versteckt hinter einer Bezahlschranke? Ist der SVZ das Thema Antisemitismus nicht wichtig genug es auch in die Printausgabe zu bringen, in den Social Media Kanälen zu thematisieren, oder gab es keinen so offensichtlichen Antisemitismus auf der Demonstration wie ihn die SVZ in ihrem Online Artikel schreibt? Dann sollte die SVZ über eine Richtigstellung und eine Entschuldigung gegenüber dem Anmelder nachdenken.

Wie die SVZ in diesem Fall agiert, ist mindestens fragwürdig.


Rede zum anschauen, anhören und eigene Meinung bilden.

Ein Teilnehmer der Demonstration hat uns einen Mitschnitt der Rede zur Verfügung gestellt, den ihr hier einsehen könnt. Nach kurzer Unterbrechung von Minute 1 bis Minute 2 kann die Rede angehört werden.



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