(stm)

Die Idee klang vielversprechend: An den Stadtgrenzen von Schwerin sollen zweisprachige Ortsschilder das plattdeutsche Erbe sichtbar machen. Doch während kleine Städte und Dörfer wie Breest oder Grevesmühlen bereits mit plattdeutschen Zusatzschildern ihr kulturelles Erbe betonen, stehen die Pläne in Schwerin vor einem entscheidenden Problem – niemand kann mit Sicherheit sagen, wie Schwerin auf Plattdeutsch tatsächlich heißt.

Der Antrag der Stadtvertreter Dietmar Tackmann, Gerd Güll und Heiko Schönsee, der im April 2024 eingereicht, forderte eine Prüfung der Kosten und Bedingungen für die Schilder. Ziel war es, die niederdeutsche Sprache im Stadtbild zu verankern und sie auch für zukünftige Generationen sichtbar zu machen. Doch der Nachweis der „Gebräuchlichkeit“ eines plattdeutschen Ortsnamens stellte die Verwaltung vor Herausforderungen.

Plattdeutsch? Unklare Bezeichnung für Schwerin

Die Stadtverwaltung hat festgestellt, dass Schwerin auf Plattdeutsch keine allgemein bekannte oder gebräuchliche Bezeichnung besitzt. Anders als in kleineren, traditionell geprägten Orten ist der niederdeutsche Name von Schwerin schlichtweg nicht etabliert. Selbst das Kulturbüro kam zu dem Schluss, dass der nötige Nachweis wohl selbst mit Unterstützung der Universitäten Rostock und Greifswald kaum erbracht werden könnte. „Schwerin“ als plattdeutscher Begriff – falls es ihn gäbe – ist wenig bis gar nicht im Sprachgebrauch verankert. In dem Prüfergebnis wird dies folgendermaßen benannt:

„Die Schreibweise Schwerin als niederdeutscher Ortsnamen ist hingegen kaum bekannt, so
dass nach fachlicher Einschätzung des Kulturbüros der erforderliche Nachweis einer
entsprechenden Gebräuchlichkeit auch unter Beteiligung der Uni Rostock bzw. der Uni
Greifswald oder dem Heimatverein M-V mit entsprechender Expertise nicht erbracht werden
kann.“

Verschiedene Bezeichnung – Uneinigkeit vorprogrammiert

Die Bezeichnungen für Schwerin im Niederdeutschenfallen unterschiedlich aus – je nachdem, wen man fragt. Manche nennen die Stadt „Swerin“, eine gebräuchliche Variante im mecklenburgischen Niederdeutsch, die auch historischen Bezug hat. Andere schlagen „Swern“ vor, eine Form, die vor allem im westlichen Plattdeutsch vorkommt. Wieder andere sagen „Schwerin“ sei auf Plattdeutsch einfach nur „Schwerin“. Interessant ist auch der Vergleich mit alten slawischen Bezeichnungen wie „Zwierzyn“, die auf die Ursprünge der Stadt als slawische Siedlung hinweisen. Selbst historische lateinische Namen wie „Suerina“ oder „Suerinum“ sind belegt. Diese Vielfalt an Bezeichnungen zeigt, dass es für Schwerin keine eindeutig etablierte Form im Plattdeutschen gibt.

Auch die Kostenfrage bleibt

Neben der Frage nach der korrekten Bezeichnung steht nach Angaben der Stadt auch die finanzielle Machbarkeit im Raum. Die Materialkosten für ein einzelnes Zusatzschild belaufen sich auf etwa 250 Euro. Bei 16 Stadtgrenzen und einer beidseitigen Aufstellung wären demnach aslo rund 8.000 Euro aus dem Stadthaushalt erforderlich.

Zwischen Kulturpflege und sprachlicher Realität

Der Vorstoß zur Einführung plattdeutscher Ortsschilder bleibt somit in einer kulturellen Grauzone hängen. Während kleine Gemeinden mit klaren plattdeutschen Bezeichnungen punkten, ist Schwerin sprachlich in einem Dilemma – ein passender Name lässt sich nicht einfach erfinden, wenn er historisch kaum gebraucht wurde. Die Idee war gut, am Ende mangelt es demnach nicht nur am geld, sondern auch an einem passenden Namen.


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