(stm)
Die Sanierung und der Umbau des „Campus am Turm“ in der Hamburger Allee 124 in Schwerin bleiben ein kontroverses Thema. Ein aktueller Tätigkeitsbericht des Vorsitzenden des Rechnungsprüfungsausschuss, der in der Sitzung der Stadtvertretung am 9. Dezember 2024 „zur Kenntnis“ genommen werden soll, beleuchtet erneut die massiven Probleme dieses Bauprojekts, das zwischen 2017 und 2019 realisiert wurde. Die Kritik ist scharf und zeigt, dass viele Fragen nach wie vor unbeantwortet sind. Ursprünglich als Bildungs- und Bürgerzentrum (BBZ) und Förderschule geplant, sollte das Projekt den Stadtteil Mueßer Holz aufwerten. Stattdessen reiht sich das Vorhaben in die Liste der städtischen Skandale ein, geprägt von explodierenden Kosten, baulichen Mängeln und mangelnder Transparenz.
Die Zahlen sprechen für sich: Die ursprünglich geschätzten 4 Millionen Euro stiegen auf über 7 Millionen Euro – eine Steigerung von fast 70 Prozent. Besonders bemerkenswert ist, dass sich die städtischen Eigenmittel von geplanten ca 420.000 Euro auf über 1,2 Millionen Euro verdreifachten. Die Bundesförderung deckte letztlich nur noch knapp 75 Prozent der Gesamtkosten, obwohl ursprünglich 90 Prozent zugesagt waren. Diese Diskrepanz blieb von der Verwaltung bislang unzureichend erklärt. Der Eigenanteil der Stadt sei demnach von geplanten 10 auf knapp 25Prozent gestiegen.
Mängel, die bleiben
Noch gravierender sind die baulichen und organisatorischen Mängel. Bereits kurz nach der Fertigstellung im Jahr 2019 wurden Probleme wie eine defekte Schließanlage bekannt, abblätternde Wandverkleidungen in den Sanitärbereichen und eine mangelhafte barrierefreie Gestaltung festgestellt. Ein Blindenleitsystem, dessen Installation über 40.000 Euro gekostet haben soll, löst sich regelmäßig ab und musste nach Aussagen von Nutzern des CAT immer mal wieder notdürftig repariert werden. In einem der Räume blockierte ein Waschbecken die vollständige Öffnung einer Tür – ein Detail, das symbolisch für die fehlende Qualitätskontrolle während des gesamten Projekts stehht.
Es gab auch Meldungen dass Heizungsrohre so verlegt worden seien, dass sie offen im Raum standen. Die Sanitärräume wurden in monochromen Farben gestaltet, was den Anforderungen an barrierefreie Gestaltung für seheingeschränkte Menschen widerspricht. Solche Fehler lassen Zweifel an der fachlichen Kompetenz der Planer und der Bauaufsicht aufkommen.
Ein systematisches Versagen?
In dem nun vorgelegten Bericht des Vorsitzendes des Rechnungsprüfungsausschusses zu den Jahren 2023/ 2024, der am 9. Dezember 2024 in der kommenden Stadtvertretung „zur Kenntnis“ genommen werden soll, wird auch ein grelles Licht auf systematische Versäumnisse in der Verwaltung gelegt. So bemängelte das Rechnungsprüfungsamt, dass für die Übertragung der Bauherrenaufgaben keine klaren Vereinbarungen getroffen wurden. Es fehlten Festlegungen, welche Leistungen der beauftragte Sanierungsträger LGE zu erbringen hatte. Diese Versäumnisse führten demnach nicht nur zu ineffizientem Management, sondern warfen auch Fragen zur Angemessenheit der abgerechneten Vergütungen auf.
Ein weiterer zentraler Kritikpunkt in dem Tätigkeitsbericht des Vorsitzenden des Rechnungsprüfungsamtes: Die Kommunalpolitik wurde an entscheidenden Stellen nicht eingebunden. Der Bericht beschreibt Regelungslücken in der Hauptsatzung der Stadt, die offenbar dazu führten, dass Beschlüsse zu wichtigen Entscheidungen fehlten. Diese Missachtung politischer Kontrollmechanismen schürt den Verdacht, dass Transparenz und demokratische Beteiligung in diesem Projekt systematisch untergraben wurden.
Die Rolle der Verwaltung
Die Verwaltung steht im Zentrum der Kritik. Bereits 2023 wies das Rechnungsprüfungsamt nach Informationen von http://www.schwerin.news auf die gravierenden Mängel hin und forderte eine umfassende Stellungnahme. Besonders brisant ist, dass viele der damals dokumentierten Mängel bis heute nicht behoben sein sollen. Diese Passivität lässt Zweifel an der Fähigkeit der Stadtverwaltung aufkommen, aus Fehlern zu lernen und Verantwortung zu übernehmen.
Presseanfrage nicht beantwortet
Eine Anfrage von www.schwerin.news zu den Hintergründen des Projekts wurde von der Stadtverwaltung bis heute nicht beantwortet. Dieses Schweigen unterstreicht das grundlegende Problem des Projekts: ein Mangel an Transparenz und öffentlicher Rechenschaftspflicht. Während die Verwaltung schweigt, bleibt die Bürgerschaft auf den finanziellen und baulichen Folgen des Projekts sitzen.
Hier kann der Tätigkeitsbericht des Vorsitzenden des Rechnungsprüfungsamtes zu den Jahren 2023/ 2024 eingesehen werden:















