(stm)
Die Fähre auf dem Pfaffenteich ist ein Stück Stadtgeschichte – und seit Jahren ein beliebtes, wenn auch defizitäres Angebot für Touristen wie Einheimische. Dass sie erhalten bleiben soll, darüber herrscht im Grundsatz Einigkeit. Doch wie das gelingen kann, darüber wird derzeit intensiv diskutiert.
In ihrer April Sitzung 2024 hatte die Stadtvertretung den Oberbürgermeister beauftragt, bis Juni 2025 konkrete Vorschläge für den Fortbestand des Fährbetriebs vorzulegen. Jetzt liegen erste Einschätzungen vor. In Zusammenarbeit mit der Nahverkehr Schwerin GmbH (NVS) wurden drei mögliche Varianten geprüft. Das Ergebnis: Eigentlich gibt es nur eine realistische Zukunft für das Projekt.
Drei Wege – aber nur einer überzeugt
Gute Nachricht: Der aktuelle Fährbetrieb ist noch bis Ende 2026 gesichert. Fährzeugnis und wasserrechtliche Genehmigung gelten bis dahin. Was danach passiert, hängt maßgeblich von der technischen Zukunft des Schiffs ab.
Die erste Möglichkeit: Weiterbetrieb der bestehenden Dieselfähre. Laut NVS würde das rund 100.000 Euro kosten – für notwendige Instandsetzungen an Maschine, Antrieb, Getriebe, Elektrik und Bootskörper. Doch genau letzterer bereitet Sorgen. Das Schiff ist alt, Ersatzteile sind schwer zu beschaffen, ein langfristiger Betrieb damit unwahrscheinlich. Diese Variante gilt deshalb als wenig verlässlich.
Zweite Option: Ein Umbau auf Elektroantrieb. Die Idee klingt modern, würde aber mindestens 150.000 Euro kosten – und hätte einen Haken. Der Umbau wäre so umfangreich, dass der Bestandsschutz des Bootes entfiele. Das heißt: Neue Umwelt- und Sicherheitsauflagen, neue Prüfungen, neue Unsicherheiten. Wirtschaftlich sei das nicht darstellbar, so die Einschätzung der NVS.
Dritte Möglichkeit – und aus Sicht der Verkehrsbetriebe der sinnvollste Weg: der Neubau eines elektrisch betriebenen Katamarans. Kostenpunkt: 490.000 Euro. Klingt viel – ist es auch. Aber: Die Betriebskosten wären deutlich geringer, das neue Schiff wäre klimafreundlich, emissionsfrei und würde den städtischen Zielen in Sachen CO₂-Neutralität gerecht werden. Schwerin will bis 2035 klimaneutral sein – das wäre ein konkreter Beitrag dazu.
Die grobe Kostenübersicht im Vergleich:
| Variante | Investitionskosten | Betriebskosten pro Jahr | Instandhaltung (ab 2028) | Einnahmen (geschätzt) |
|---|---|---|---|---|
| Alte Dieselfähre | 100.000 € | 55.000 € | 20.000 € | 20.000 € |
| Umbau auf Elektro | 150.000 € | 50.000 € | 10.000 € | 20.000 € |
| Neubau Katamaran | 490.000 € | 50.000 € | – | 20.000 € |
Auch die Anleger müssen saniert werden
Unabhängig vom gewählten Modell fallen zusätzliche Kosten für die Infrastruktur an. Der Anleger „Arsenal“ müsste für 150.000 Euro erneuert werden, der Anleger „Zum Bahnhof“ für 10.000 Euro. Ein Rückbau des Arsenalanlegers wäre theoretisch möglich – aber wenig sinnvoll, heißt es in dem Dokument. Aus touristischer Sicht ist er der wichtigste Zugang zur Fähre.
Wer soll das alles bezahlen?
Fördermittel für den Neubau wurden beim Wirtschafts- und Tourismusministerium angefragt – bislang ohne Erfolg. Die Verwaltung geht daher davon aus, dass die Kosten durch städtische Eigenmittel gedeckt werden müssen. Entsprechende Haushaltsmittel sollen in den nächsten Doppelhaushalt eingeplant werden.
Kommentar:
Investition in die Zukunft – oder schleichender Abschied?
Die Debatte um die Pfaffenteich-Fähre ist mehr als nur eine Frage der Technik. Sie ist auch ein Symbol für die Frage, ob Schwerin an liebgewonnenen Angeboten festhalten und sie gleichzeitig fit für die Zukunft machen will – oder ob man sie still und leise auslaufen lässt. Die Zeichen stehen auf Neubau. Ob sich dafür im näxchsten Haushalt eine Mehrheit findet, dürfte eine der spannenden Fragen des kommenden Jahres sein.















