(stm)
Am Sonntag, den 15. Juni wird es bundesweit den ersten „Verteranentag“ geben. Auch in Schwerin ist an dem Tag eine Veranstaltung geplant. So soll es auf der Schwimmenden Wiese mehrere Aktionen und Infostände geben. Protest kommt aus der Friedensbewegung, die am gleichen Tag mehrere Gegenproteste angekündigt hat. Beispielsweise am Bertha Klingberg Platz und am Alten Garten. Der Veteranentag ist also nicht unumstritten und dennoch gibt es sehr viele Menschen die positiv auf diese Veranstaltung reagieren.
http://www.schwerin.news hat Kontakt zu dem Veranstalter aufgenommen und um ein schriftliches Interview gebeten. Der Schweriner Olaf Tünnemann erklärte sich gerne bereit auf unsere Fragen zu antworten.
Hier kann übrigens ein Interview mit den Veranstaltern des Gegenprotestes gelesen werden:
Nachfolgend das schriftlich geführte Interview mit dem Veranstalter des Schweriner Veteranentag:
http://www.schwerin.news: Guten Tag Herr Tünnemann, was war Ihre persönliche Motivation, sich mit Ihrer Landesgruppe an der Ausrichtung des ersten bundesweiten Veteranentags zu beteiligen – und warum gerade in Schwerin?
Olaf Tünnemann: Unsere Beteiligung entspringt einer zivilgesellschaftlichen Initiative. Wir sind keine Institution oder Organisation, sondern engagierte Bürgerinnen und Bürger, die sich für den ersten bundesweiten Veteranentag einsetzen – aus Überzeugung. Uns ist wichtig, dass nicht Veteranen sich selbst feiern, sondern dass wir als Gesellschaft ihnen danken: für ihren Einsatz für unser Land, unsere Demokratie, unseren Frieden und unsere Freiheit.
Schwerin bietet dafür den richtigen Rahmen: Als Landeshauptstadt mit enger Verbindung zur Bundeswehr – etwa durch Veranstaltungen wie „Schwerin in Grün“ oder durch sichtbare Zeichen in der Stadt – steht Schwerin für gelebten Zusammenhalt und Offenheit. Wir möchten hier ein starkes, öffentliches Zeichen für Anerkennung und gesellschaftliche Einbindung von Veteranen setzen – für Mecklenburg-Vorpommern, aber auch weit darüber hinaus.
Der Veteranentag steht unter dem Motto „Anerkennung, Wertschätzung, Menschlichkeit“. Was genau bedeutet das für Sie – und wie wollen Sie sicherstellen, dass sich diese Werte auch wirklich in der Veranstaltung widerspiegeln?
Diese drei Begriffe stehen für einen bewussten, respektvollen Blick auf Menschen, die sich in besonderer Weise für unsere Gesellschaft einsetzen. Anerkennung bedeutet, den Dienst wahrzunehmen – unabhängig davon, ob er im Inland oder Ausland stattfindet. Wertschätzung heißt, diesen Dienst nicht als selbstverständlich anzusehen. Und Menschlichkeit bedeutet, mit Empathie auf diejenigen zu blicken, die persönliche Risiken auf sich nehmen.
Diese Werte prägen das gesamte Veranstaltungskonzept: Es geht nicht um Politik oder militärische Machtdemonstration, sondern um einen offenen, einladenden Tag für alle. In Workshops wird über Demokratiebildung, über Ängste von Angehörigen und über Gedanken von Veteranen gesprochen. Partnerorganisationen bieten Aktionen, Gespräche und Hilfestellungen an. Am Ende steht ein gemeinsames Zeichen: Soldaten und Veteranen gehören in die Mitte der Gesellschaft.
Veteranenarbeit ist auch ein sensibles Feld: Wie gehen Sie mit Kritik um, dass der Veteranentag möglicherweise einseitig die Bundeswehr ins positive Licht rückt, während gesellschaftliche Debatten über Auslandseinsätze oder PTBS oft zu kurz kommen?
Kritik ist wichtig und gehört zu einer offenen Demokratie. Es ist richtig, auf sensible Themen wie Auslandseinsätze oder PTBS hinzuweisen. Genau deshalb setzen wir auf Dialog, Transparenz und Vielfalt der Perspektiven.
Viele Veteranen selbst leisten hier wichtige Beiträge – etwa durch Bücher, Podcasts oder Vorträge, in denen sie über ihre Erfahrungen sprechen. Damit tragen sie zur Aufarbeitung und öffentlichen Diskussion bei. Unser Ziel ist, nicht einseitig zu glorifizieren, sondern differenziert zu zeigen, wie vielfältig und komplex der Dienst für unser Land ist – von Katastrophenhilfe bis hin zu Auslandseinsätzen.
Welche konkreten Angebote wird es für Veteranen geben, die unter psychischen oder sozialen Belastungen leiden? Gibt es auch Ansprechpersonen für Angehörige?
Der Veteranentag und die Angebote werden auf den Schwimmenden Wiesen abgehalten. Gerade dieser Bereich ist uns besonders wichtig. Vor Ort auf den Schwimmenden Wiesen sind verschiedene Organisationen und Anlaufstellen vertreten, die konkrete Unterstützung anbieten – darunter auch Einrichtungen, die auf PTBS und psychosoziale Belastungen spezialisiert sind. Auch das Veteranenbüro Berlin, das vielen noch unbekannt ist, wird vorgestellt.
Zudem bietet z. B. der Verein „Soldaten-Assistenzhunde e.V.“ vor Ort Informationen zur tiergestützten Unterstützung bei PTBS. Für Angehörige gibt es eigene Workshop-Angebote, etwa zu Sorgen während und nach Einsätzen.
Wir wollen deutlich machen: Veteranen und ihre Familien sind nicht allein. Sie verdienen nicht nur unseren Dank, sondern auch praktische Unterstützung – und ein offenes Ohr.
Einige Stimmen aus Friedensinitiativen warnen davor, dass ein öffentlicher Veteranentag als Symbol militärischer Normalisierung wirken könnte. Wie begegnen Sie solchen Bedenken – und wo ziehen Sie persönlich die Grenze zwischen Anerkennung und unkritischer Glorifizierung?
Der Dialog mit Friedensinitiativen ist wichtig. Ich habe großen Respekt vor dem Einsatz dieser Gruppen – für Frieden, Verständigung und Gewaltfreiheit. Wir alle teilen das Ziel, dass Krieg niemals zur Normalität werden darf.
Aber: Die Welt ist nicht überall friedlich. Es gibt Akteure, die unsere demokratische Ordnung bedrohen. Menschen, die in Uniform für deren Schutz einstehen, verdienen unsere Achtung – gerade, wenn sie selbst sich Frieden wünschen.
Der Veteranentag ist kein Ort der Glorifizierung, sondern der gesellschaftlichen Verantwortung. Wir zeigen Menschen, die ihren Dienst geleistet haben – nicht als Helden, sondern als Mitmenschen. Als Mütter, Väter, Partner, Freunde. Sie verdienen einen Platz in unserer Mitte, nicht am Rand der Wahrnehmung.
Was sagen Sie zu den angekündigten Gegenprotesten?
Ich persönlich sehe diese Friedensinitiativen als sehr wichtig und wertvoll an. Und beide haben die selben Zielstellungen – Frieden-Demokratie und Freiheit. Ich wünsche mir für den Tag ein wertschätzen und humanistischen Tag mit den Gegenprotesten. Es sind viele Menschen, Familien an dem Tag am und rund um das Schloss. Wir können alle zeigen, dass wir friedlich und respektvoll miteinander umgehen, gerade auch bei unterschiedlichen Meinungen oder Ansichten.
Herr Tünnemann, gibt es noch etwas das Sie unbedingt sagen möchten?
Der Veteranentag ist eine Einladung an alle, mitzugestalten. Er soll zeigen, dass Anerkennung und Demokratie kein Widerspruch sind – im Gegenteil.
#GemeinsamStark für unsere Demokratie ist mehr als ein Hashtag – es ist ein Versprechen an alle, die Verantwortung übernehmen. Ich lade Sie herzlich ein, am Veteranentag teilzunehmen. Ihre Anwesenheit ist ein Zeichen – für Dankbarkeit, für Zusammenhalt, für Menschlichkeit.
Vielen Dank für das Interview.















