(stm)
Die Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen Mecklenburg-Vorpommern (LAKOST MV) schlägt Alarm: In einem Schreiben an die Schweriner Stadtvertretung warnt Geschäftsführerin Birgit Grämke vor einer Finanzierungslücke von 13.200 Euro für die Suchtberatung – einer Summe, die klein wirkt, aber nach Einschätzung der Fachstelle die Handlungsfähigkeit des Angebots direkt bedroht.
Die Suchtberatung in Schwerin ist seit Jahren zentrale Anlaufstelle: Sie stabilisiert in Krisen, begleitet auf dem Weg in Therapien und entlastet Angehörige. Dieser Dienst sei keine Kür, sondern „notwendige Pflichtaufgabe im Sinne der öffentlichen Daseinsvorsorge“, heißt es in dem Brief. Dass Sucht eine schwere, potenziell lebensbedrohliche Krankheit und keine Charakterschwäche ist, gehört dabei zur fachlichen Grundannahme – und zur Begründung, warum Kontinuität und Planbarkeit entscheidend sind.
Konkret richtet die LAKOST ihren Appell an die Politik: Die Mitglieder der Stadtvertretung mögen den Widerspruch des Oberbürgermeisters zurückweisen und die vollständige Förderung für 4,5 Fachkräfte sichern. Die Signalwirkung sei erheblich – nach innen für ein Team, das „täglich über seine Belastungsgrenzen hinausgeht“, nach außen für Menschen, die Hilfe benötigen. Der Träger, die Evangelische Suchtkrankenhilfe MV, habe bereits Eigenmittel aufgebracht, um das Angebot zu halten; gerade deshalb wiege die verbleibende Lücke besonders schwer.
Die Argumentationslinie der Fachstelle ist eindeutig: Wo Beratung ausgedünnt wird, steigen die Folgekosten – in Jugend- und Eingliederungshilfe, Wohnungslosenhilfe, Gesundheitssystem. Jede nicht erfolgte Beratung erhöhe die Wahrscheinlichkeit teurer Langzeitverläufe. Prävention und frühzeitige Unterstützung seien fiskalisch rational und sozialpolitisch geboten.
Über die aktuelle Haushaltstechnik hinaus fordert die LAKOST, Schwerin solle eine vorausschauende, abgestimmte Strategie für Suchtprävention und Suchthilfe aufsetzen. Nur mit verlässlicher Planung lasse sich dem Wandel der Konsummuster, steigenden psychischen Belastungen und einer sich verändernden Drogenpolitik begegnen; die Landeskoordinierungsstelle bietet dafür ausdrücklich ihre fachliche Begleitung an.
Der Kern der Debatte ist damit größer als die Zahl 13.200. Es geht um Verlässlichkeit in einem Feld, in dem abgebrochene Hilfeketten konkrete Lebensläufe verschlechtern – und später die kommunalen Systeme belasten. Eine gesicherte Finanzierung schützt nicht nur die Beratungsstellen, sondern die Stadtgesellschaft selbst. Das ist die Botschaft des Papiers, und sie zielt auf die Entscheidung am Ratstisch: Stabilität statt Lücke, Struktur statt Stückwerk.
Transparenzhinweis: Grundlage dieses Artikels ist das Schreiben der LAKOST MV an die Stadtvertretung Schwerin, unterschrieben von Geschäftsführerin Birgit Grämke.
Hier kann der Brief eingesehen und heruntergeladen werden:



















