(stm)

  1. MIKROPLASTIK
    1. Mikroplastik – (K)eine unsichtbare Bedrohung? (K)ein Mikroplastik Check bei Trinkwasser? Pressestelle mit widersprüchlicher Aussage.
    2. Potenzielle Gefahren durch Mikroplastik – Forschungsbedarf
  2. MEDIKAMENTENRESTE
    1. Medikamentenreste im Abwasser – Eine unterschätzte Belastung
    2. Medikamentenreste und Mikroplastik Thema in den Jahresberichten der SAE (Schweriner Abwasserentsorgung)
  3. Kommentar:

Vorab, die Qualität des Schweriner Trinkwassers entspricht aktuell allen gesetzlichen Vorgaben. Die Qualität des Schweriner Trinkwassers wird und wurde wiederholt als sehr gut bezeichnet. Doch für Mikroplastik gibt es bis noch keine gesetzlichen Vorgaben. Erst ab dem 12. Januar 2026 sollen Untersuchung des Parameters per– und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS), die zu Microplastik zählen, verpflichtend sein.

Die Frage nach der Wasserqualität und potenziellen Gefahren durch Mikroplastik und Medikamentenreste im Trinkwasser und Abwasser rückt auch deswegen zunehmend in den Fokus.

Wir haben bei der Pressestelle der Stadt Schwerin angefragt und uns die Antworten der Stadt Schwerin zum aktuellen Zustand des Schweriner Trink und Abwasser genau angesehen und werfen einen kritischen Blick auf die Situation. (Fragen und Antworten sind auf Seite 2 abrufbar).

MIKROPLASTIK

Mikroplastik – (K)eine unsichtbare Bedrohung? (K)ein Mikroplastik Check bei Trinkwasser? Pressestelle mit widersprüchlicher Aussage.

Die Pressestelle der Stadt Schwerin gibt an, dass bisher keine Untersuchungen oder Analysenergebnisse zu Mikroplastik im Trinkwasser oder Abwasser vorliegen. Die WAG sagt was anderes. Die fehlende einheitliche Methodik zur Probenaufbereitung und -analyse wird als Grund angeführt. Es wäre unverständlich, wenn Schwerin bisher keine umfassenden Bemühungen unternommen hat, um Klarheit über das Vorhandensein dieser winzigen Partikel in unseren Wasservorkommen zu erlangen. Eine genauere Untersuchung könnte wichtige Erkenntnisse liefern und Grundlage für gezielte Maßnahmen sein. Dass Mikroplastik ins Trinkwasser gelangen kann ist hingegen allgemein anerkannt. In Schwerin gab es aber bisher keine Prüfung dahingehend, sagte uns am 25. Juli 2023 die Pressestelle der Stadt. In einem SVZ Bericht, vom 13. Juni 2023 hingegen, wird die zuständige Stelle der Stadt, die WAG anders zitiert und es habe bereits derartige Prüfungen gegeben.

Potenzielle Gefahren durch Mikroplastik – Forschungsbedarf

Die Auswirkungen von Mikroplastik auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit sind ein noch unzureichend erforschtes Gebiet. Während einige keine Gefahren sehen, gibt es allerdings auch warnende Stimmen. Die Möglichkeit, dass Mikroplastik schädliche Chemikalien bindet und als Transportmittel für toxische Substanzen dient, steht ebenfalls im Raum. Weitere Forschung ist dringend erforderlich, um das volle Ausmaß der Gefahren zu verstehen, denen wir durch Mikroplastik in unserem Wassersystem möglicherweise ausgesetzt sind. Der aktuelle Meinungstand dazu ist allerdings, dass durch Mikroplastik keine Gefahren für die Gesundheit von Menschen ausgeht.


MEDIKAMENTENRESTE

Medikamentenreste im Abwasser – Eine unterschätzte Belastung

Trinkwasser Top, Abwasser Unklar

Während für das Trinkwasser regelmäßige Analysen auf das Vorkommen von Medikamentenresten durchgeführt werden, und im Trinkwasser nicht gefunden werden, fehlen solche Untersuchungen im Schweriner Abwasser.

Die Stadt Schwerin bestätigt, dass Analysen zu Arzneistoffen im Abwasser nicht gesetzlich vorgeschrieben sind. Das Forschungsvorhaben MORPHEUS hat nach Angaben der Stadt Schwerin bereits Medikamentenrückstände wie Carbamazepin, Clarithromycin und Diclofenac im Ablauf der Kläranlage Schwerin nachgewiesen. Es ist besorgniserregend, dass solche potenziell schädlichen Substanzen ungefiltert in die Umwelt gelangen. Diclofenac zum Beispiel wird in Deutschland jährlich etwa 14 Millionen Mal verordnet und mehr als 90 t des nichtsteroidalen Antirheumatikums (NSAR) werden vermarktet. Doch das beliebte Arzneimittel ist ein „Umweltsünder“, denn rund 60 % des Wirkstoffs gelangen durch natürliche Ausscheidungen ins Abwasser. Mit der aktuellen Klärtechnik ist es bis dato nicht möglich, diese Rückstände aus dem Wasser zu entfernen.

Das gereinigte Abwasser aus dem Gebiet der Landeshauptstadt Schwerin sowie aus den Gemeinden des Zweckverbandes Schweriner Umland, die ihr Abwasser nach Schwerin überleiten, wird nach Angaben der Pressestelle südlich der Ortslage Holthusen an das Gewässersystem der Sude abgegeben und fließt von dort über die Elbe zur Nordsee. Eine Einleitung in Bereiche der Trinkwasserfassungen der WAG Schwerin erfolgt nicht. Für das Trinkwasser besteht also keine Gefahr.

Das bedeutet allerdings, dass ungeklärte Medikamentenrückstände und andere Schadstoffe, die möglicherweise noch im Abwasser vorhanden sind, bis in die Nordsee gelangen könnten und damit ein nicht auszuschließendes Risiko für die marine Umwelt darstellen.

Medikamentenreste und Mikroplastik Thema in den Jahresberichten der SAE (Schweriner Abwasserentsorgung)

Zusätzliche Reinigungsstufe soll Verbesserungen bringen.

Laut den Jahresberichten der SAE Schwerin könnte die politische Meinungsbildung zu diesem Thema zu Veränderungen führen. Insbesondere die Frage der „anthropogenen Spurenstoffe im Abwasser (Arzneimittelrückstände)“ wird dort thematisiert. Sollte der Gesetzgeber die Forderung nach einer Einführung der „4. Reinigungsstufe“ umsetzen, könnte dies bedeuten, dass die Kläranlage Schwerin künftig effektiver Mikroplastik und Medikamentenrückstände aus dem Abwasser entfernen müsste. Die technischen und finanziellen Aufwendungen wären nicht unerheblich und könnten nach SAE Schätzung eine Erhöhung der Abwasserkosten um 25 % für die Bürger bedeuten. Im Rahmen der Novellierung der EU-Kommunalabwasserrichtlinie wäre die Einführung der 4. Reinigungsstufe für alle Kläranlagen mit mehr als 100.000 Einwohnerwerten zum 31.12.2035 verpflichtend. Aktuell wird diese Richtlinie beraten und befindet sich nach wie vor im Abstimmungsprozess.

Kommentar:

Die Stadt Schwerin und die Wasser- und Abwasserentsorgung Schwerin (WAG) tragen eine große Verantwortung für die Sicherheit der Wasserversorgung und den Schutz der Umwelt. Transparenz und offene Kommunikation sind entscheidend, um die Bürger umfassend über die Wasserqualität zu informieren. Die potenziellen Gefahren von Mikroplastik und Medikamentenresten dürfen nicht unterschätzt werden. Durch widersprüchliche Angaben, wie beim Thema Mikroplastik, Trinkwasser und dessen Prüfung, trägt die Stadt nicht gerade zu einem steigendem Vertrauen bei.


Die diesem Beitrag zu Grunde liegenden Fragen, nebst Antworten der Stadt lesen Sie auf Seite 2

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