Schwerin ist wunderschön, aber diese Infos über die Touristenstadt schockieren viele…

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(stm)

Die Landeshauptstadt Schwerin zieht jährlich zehntausende Touristen an. Zum einen wegen der Natur und der zahlreichen Seen, hautsächlich aber wegen dem von vielen als „märchenhaft“ bezeichneten Schloss. Es ist das „Aushängeschild“ der Landeshauptstadt von Mecklenburg Vorpommern.

Das Schweriner Schloss ist was fürs Auge, wer es einmal in „Echt“ gesehen hat, schwärmt gerne darüber. Man kennt Schwerin auch ein ganz klein wenig Europaweit, ist es doch auch hier das Wahrzeichen Schwerins, das auf der Rückseite einer 2,- Euro Münze prangt.

Und das Schloss soll in naher Zukunft noch viel mehr Beachtung finden, so bemüht sich die Landeshauptstadt Schwerin gemeinsam mit dem Land Mecklenburg Vorpommern darum, dass das Schweriner Schloss zum offiziellen UNESCO Weltkulturerbe wird. Eine Entscheidung dazu könnte noch im Jahr 2024 fallen.

Verdrängt der verengte Blick auf`s Schloss die wahren Probleme?

Die Einwohnerzahlmäßig kleinste Landeshauptstadt Deutschlands lebt hauptsächlich vom Tourismus – und den Imagekampagnen rund um das Aushängeschild Schloss Schwerin. Die Innenstadt ist aufgeputzt. Das „Residenzensemble“ rund um das Regierungsviertel ist gepflegt und ghegt. Doch was kaum einer weiß, das aufpolierte Image Schwerins hat bei genauer Betrachtung einige Schrammen und Dellen, die nur selten thematisiert werden.

Das „andere“ Schwerin: Gespalten, Suchtkrank und Kinder,- Jugendarmut

(1) GESPALTEN

Schwerin gliedert sich in 26 Stadtteile. Und nirgendwo in Deutschland wohnen Arm und Reich so sehr voneinander getrennt wie in Schwerin! Zu diesem Ergebnis kam eine Segregationsstudie des Berliner Wissenschaftlers Prof. Marcel Helbig. Segregation beschreibt hier die „soziale Spaltung“ einer Stadt. Und dort hat es Schwerin nach 2018 in diesem Jahre erneut auf einen Spitzenplatz geschafft. Während es Stadtteile gibt, in denen hauptsächlich Gutverdienende leben, gibt es andere Stadtteile, in denen fast nur Menschen mit geringen und sehr geringem Einkommen leben. Über 40 % der Stadtbevölkerung müssten innerhalb der Stadt umziehen um eine gleichmäßig verteilte Stadtbevölkerung zu haben.

(2) SUCHTKRANKE

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Die Probleme mit Drogen- und Alkoholmissbrauch sind in Schwerin besorgniserregend weit verbreitet. Die Landeshauptstadt Schwerin steht als somit an Spitze dieser bedrückenden SUCHT-Statistik. Laut dem Morbiditäts- und Sozialatlas des „Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung“ (BIFG) hatten im Jahr 2021 fast zwei Prozent der Deutschen Probleme mit Alkohol- oder Drogenmissbrauch. Die Analyse zeigt, dass dieses Problem in den ostdeutschen Bundesländern im Vergleich zum Rest des Landes größer ist, insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern, wo 2,43 Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Dies ist 33 Prozent höher als der nationale Durchschnitt von 1,83 Prozent. Schwerin ist deutschlandweit die Stadt mit dem höchsten Anteil von Personen mit Alkohol- oder Drogenproblemen. Hier beträgt der Anteil ganze 3,29 Prozent. Erst kürzlich schlug die Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen Mecklenburg-Vorpommern (LAKOST) Alarm und forderte von der Stadt Schwerin mehr mehr Investitionen in Suchtberatungsangebote.

(3) KINDER UND JUGENDARMUT

Prozentual gibt es in Schwerin mit am meisten arme Kinder und Jugendliche. Im Juni 2022 bezogen 23,2% der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren im Landeshauptstadt Schwerin Leistungen nach SGB II/ (neu Bürgergeld). Für die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen lag dieser Anteil bei 14,5 %. In Mecklenburg Vorpommern ist Schwerin dadurch an der Spitze der Statistik. So geht es aus einer Analyse der Bertelsmann Stiftung zur „Kinder und Jugendarmut in Deutschland“ hervor. Dabei ist die Zahl in den letzten Jahren leicht gesunken, so war im Jahr 2018 noch jedes vierte Kind, also über 25 % von Armut betroffen. Für 2023 soll sogar noch ein höherer Anteil betroffen gewesen sein.


Meinung:

Die drei vorgenannten Punkte sind nur die Spitze des Eisberges, des etwas „anderen“, weniger im Fokus stehenden Schwerins. Doch die Stadt bemüht sich, zumindest durch regelmäßige Erstellung von Papiertigern und Konzeptionen diese Probleme anzugehen. Es werden regelmäßig Berichte, Konzepte und Kleinstmaßnahmen von der Stadtpolitik angegangen, vor allem immer dann, wenn ein bundesweiter Vergleich Schwerin in einen Negativrekord auftauchen lässt – und überregionale Presseberichte den Blick auf die Stadt lenken. Doch eine wirklich Verbesserung stellt sich bisher nicht ein. Die Stadt zeigt riesiges Engagement dabei Welterbe werden zu wollen, will demnächst auch eine – nach Ansicht des Autors – überdimensionierte Radsporthalle (Eigenateil der Stadt Schwerin mindestens 3,5 Millionen Euro) bauen – Gelder, die wesentlich Sinnvoller in Maßnahmen gegen Segregation, Suchtproblematiken und Kinder und Jugendarbeit eingesetzt werden könnten.


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Ein Gedanke zu “Schwerin ist wunderschön, aber diese Infos über die Touristenstadt schockieren viele…

  1. Glaubt der Autor wirklich, daß eine Bevölkerungsdurchmischung im Sinne von arm und reich an einem Ort in Schwerin stattfinden wird? Die Abgrenzung ist allein schon durch die Geografie der Stadt gegeben und historisch. Jedermann dem es möglich, ist sucht sich den besten Platz zum Leben. Nur wenige fühlen sich in Plattenwohnsiedlungen tatsächlich wohl. Die Armut und die damit einhergehende Suchtproblematik gepaart mit Kriminalität hat doch ihre Ursache in der relativen Perspektivlosigkeit der Bewohner in den 3 Stadtteilen, gemeinhin als Dreesch bezeichnet. Die 10.000 denden Industriearbeitsplätze in und um Schwerin wurden vernichtet. Wenn im Gebiet Gohrener Tannen Industrie sich ansiedeln will, finden sich unzählige Argumente in der Stadtvertretung um dies zu verhindern. Autobahnanschluss – Fehlanzeige ! Bahnhaltepunkt-Fehlanzeige vom völlig danebenliegenden Plan dafür mal abgesehen. Ernsthafte Investoren werden vergrault. In der Stadt wird duch die Mitarbeiter der Verwaltungen viel Geld verdient und die sind es, die überhaupt das Geld dafür haben um sich schöne Wohnungen und Häuser zu leisten. Das könnten natürlich auch Menschen, die zum vernüftigen Tarif, in einem Industriebetrieb Arbeit finden. Deshalb finde ich den Weg des OB richtig derartige Baufelder eben in den „abgehängten“ Stadtteilen zu errichten und nicht noch eines auf einem fruchtbaren Acker zu schaffen. (Warnitzer Feld) Der Baulobby, welche durch die CDU Leute vertreten wird, passt das natürlich nicht. Selbst die im NAW gebaute Sportstätte Paulshöhe soll dem Bauwahn dieser Leute geopfert werden.

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