(stm/ Meinung)
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Überwachung ohne Klarheit – Die paradoxe Realität am Marienplatz
Der Marienplatz in Schwerin gilt neuerdings als „gefährlichster Ort“ in Mecklenburg-Vorpommern (sagt Ostseezeitung, bekanntlich die Creme de la Crem des Journalismus in Mecklenburg Vorpommern). Der zentrale Platz Schwerins ist mit einer dichten Kameraüberwachung ausgestattet. Doch diese Überwachung bringt oft nicht die erhoffte Klarheit: Immer wieder gibt es Vorfälle, bei denen weder Täter noch Opfer eindeutig identifiziert werden können – ein Paradox, das Fragen zur tatsächlichen Effektivität der Überwachungsstrategie aufwirft. Und die Bezeichnung „gefährlichster Ort“ ernsthaft anzweifeln lässt. Anstatt reale Sicherheit zu schaffen, erscheint der Marienplatz zunehmend als Inszenierung, die Kontrolle und Überwachung suggeriert, ohne tatsächlich einen Sicherheitsgewinn zu bringen. Man kann ältere Berichte recherchieren, nach denen die Echtzeitüberwachung ins 10 Kilometer entfernte Polizeirevier die Sicherheit erhöhen sollte. Doch dies ist nachsweilich nicht der Fall. Wenn Überwachung Sicherheit bringen sollte, ist auf dem Marienplatz de facto, das Gegeteil passiert.
„Surveillance Bias“ am Marienplatz: Mehr erfasste Fälle, aber keine gestiegene Kriminalität?
„Surveillance Bias“ bezeichnet eine Verzerrung in der Datenerhebung oder Analyse, die dadurch entsteht, dass bestimmte Gruppen oder Ereignisse stärker oder häufiger beobachtet werden als andere. Dieser Bias tritt auf, wenn eine Population nicht gleichmäßig überwacht wird, was dazu führt, dass manche Gesundheitszustände, Verhaltensweisen oder andere Faktoren überrepräsentiert erscheinen. Nach Ansicht des Autors dieses Artikel ist genau dies am „gefährlischsten Platz“ in Mecklenburg-Vopommerns passiert.
Seit Einführung der Überwachung am Marienplatz in Schwerin sind die polizeilich registrierten Fallzahlen stetig gestiegen:
- 2019/2020: knapp je 500 dokumentierte Vorfälle
- 2022: 653 dokumentierte Vorfälle
- 2023: 714 dokumentierte Vorfälle
Diese Daten stammen aus dem Sicherheitsbericht der Polizeiinspektion Schwerin (Polizeiinspektion Schwerin, 2023) und werden häufig als Beweis für eine anhaltend hohe Gefährdung verwendet. erst kürzlich fabulierten UB, FDP und AfD von dem „gefährlichsten“ Platz in MV, dem Marienplatz… (Hier Audiomitschnitte dazu verlinkt…)
Eine detaillierte Betrachtung der Art der Vorfälle zeigt, dass es sich oft um Ordnungswidrigkeiten und kleinere Delikte handelt, die ohne Überwachung häufig nicht registriert würden. Ein sinnvoller Vergleich wäre jener mit Plätzen in Städten ähnlicher Größe um die Kriminalitätsraten differenziert zu bewerten. Doch das fand bisher schlicht nicht statt. Im Vergleich zu Metropolen wie Berlin oder Frankfurt, wo Videoüberwachung an hochfrequentierten Plätzen installiert ist, lassen sich die Zahlen aus Schwerin schwer als außergewöhnlich hoch einstufen. Es gibt in Schwerin auf dem „gefährlichsten Platz MeckPomms“ nachsweilich Fälle die zur „Anzeige“ gebracht wurden, obwohl weder Opfer noch Täter identifizierz wurden, aber dennoch in der Statistik auftauchen. Die Zahl der erfassten Fälle dadurch künstlich in die Höhe treiben.
Hohe Kosten, fragwürdiger Nutzen: Belastung für den Haushalt
Die Überwachung am Marienplatz ist nicht nur wenig effektiv in der Aufklärung von Straftaten, sondern auch eine finanzielle Belastung für die Stadt Schwerin. Die anfängliche Installation kostete rund 135.000 Euro, während die laufenden Wartungs- und Modernisierungskosten bis zu 100.000 Euro pro Jahr betragen. Diese Mittel könnten für Präventionsmaßnahmen oder Jugendprojekte genutzt werden, die nachweislich langfristige Erfolge erzielen. Aktuell gibt es Meldungen die eine völlige Neuinstallation für notwendig erachten, da die Software nicht mehr mitspielt. Damit diese öffentlichen Gelder zur Finanzierung fließen muss der marienplatz weiterhin als Kriminalitätsschwerpunkt definiert werden. Und dazu werden aktuell jede Menge Tricks und Täuschungsmanöver angewandt.
Politische Instrumentalisierung der Überwachung: Steuerfinanzierte, erfundene Sicherheit oder Symbolpolitik?
Die Überwachung des Marienplatzes wird von politischen Akteuren wie der CDU, FDP, UB und AfD oft als notwendiges Mittel zur Kriminalitätsbekämpfung verteidigt. Ein CDU-Vertreter betonte kürzlich in einem Interview mit der Schweriner Volkszeitung, dass „die Kameras angesichts der Zahlen am Marienplatz unverzichtbar seien.“ Kritiker sehen in dieser Argumentation jedoch eine politisch motivierte Dramatisierung, die auf die Kontrolle des öffentlichen Raums abzielt, statt echte Sicherheitsbedürfnisse zu adressieren.
Psychologische Folgen: Kameras verstärken das Unsicherheitsgefühl
Eine Umfrage aus 2023 zeigt, dass sich 64 % der Schweriner Bürger trotz oder wegen der Kameras am Marienplatz unsicher fühlen. Dabei sollte die Überwachung auf dem Marienplatz das Sicherheitsgefühl steigern, für mehr Sicherheit sorgen. Doch dies ist durch die Zahl der erassten Fälle und Umfragen ins Gegeteil verkehrt. Der „Surveillance Bias“ hat hier nachweisbar zugeschlagen. Mehr Datenerfassung, mehr vermeintliche Verbrechen. Mehr Polizeiberichte – auch mal ohne Täter oder Opfer – aber dokumentiert und die Zahl der Straftaten auf dem „gefährlichsten Ort“ mal eben erhöht.
Vorschläge für Alternativen: Echte Sicherheit durch Prävention, echte Menschen statt technischer Kontrolle
Die Kosten und die mangelnde Wirksamkeit der Überwachung am Marienplatz werfen die Frage auf, ob andere Ansätze nachhaltiger und effektiver wären. Präventionsmaßnahmen wie Jugendprojekte und soziale Angebote haben in Studien zur Kriminalitätsbekämpfung oft größere Wirkung gezeigt. Eine Erhöhung der Polizeipräsenz, ergänzt durch soziale Projekte, könnte langfristig eine positive Wirkung auf das Sicherheitsgefühl der Bürger haben. So würden dringend benötigte Ressourcen gezielt dort eingesetzt, wo sie direkte Wirkung zeigen können, anstatt in symbolträchtige, aber wenig effektive Maßnahmen, wie in eine „alles aufzeichnende“ Überwachung zu fließen.
Der Marienplatz – weder sicherer noch klarer durch Überwachung
Der Marienplatz ist nicht der gefährlichste Ort MVs, sondern der wohl peinlichst genaust überwachte. Trotz intensiver Kamerakontrolle bleiben Fälle oft unaufgeklärt und führen zu einer verzerrten Kriminalitätswahrnehmung. Die hohen Kosten der technischen Überwachung könnten sinnvoller in Prävention und soziale Projekte fließen, die langfristig echte Sicherheit schaffen. Politische Akteure sollten diese Erkenntnisse ernst nehmen und Überwachungsstrategien überdenken. Die ausschließlich technische Überwachung des Marienplatz in den letzten Jahren zeigt eines deutlich: Mehr Überwachung bedeutet nicht automatisch mehr Sicherheit oder Klarheit. Im Gegenteil – mehr resgistrierte Straftaten, weniger Sicherheitsgefühl. Das Sicherheitsgefühl ist trotz der Echtezeitüberwachung gesunken, die Zahl der Straftaten gestiegen. Die Rechnung geht nicht auf.
Finanzierung durch gelegentliche Panikmache
Die Überwachung des Marienplatzes in Schwerin ist ein teures Projekt, dessen Finanzierung auf der Basis von Panikmache und verzerrter Wahrnehmung gerechtfertigt wird. Statt realer Bedrohung wird eine künstliche Gefahrenkulisse aufrecht erhalten, die die hohen Kosten rechtfertigen soll, während die tatsächliche Sicherheitslage wenig verändert wird. Steigende Fallzahlen, bei sinkenden Sicherheitsgefühlen, also genau das gegeteil von dem was die Echtzeit Videoüberwachung ursprünglich als Ziel hatte – Die Mittel, die in diese ineffektive Überwachung fließen, könnten stattdessen in präventive und soziale Projekte investiert werden, die langfristig wirksamere Ergebnisse für die Sicherheit und das Wohlbefinden der Schwerinerinnen und Schweriner erzielen könnten. Auch eine Polizeiwache vor Ort, wäre wohl wesentlich effektiver als ein „Donutt-Essender“ Polizeibeamte, der – falls er etwas auf den Bildschirmen sieht – Kolleginnen und Kollegen auf den Marienplatz schicken muss.
Ein Polizeiwagen 24 Stunden auf dem Marienplatz stehend, würde mehr bringen als dieses gescheiterte Überwachungsprojekt, das ausschließlich auf technische Fernüberwachung setzt.
Satirischer Abschluss:
Oder um es noch greifbarer zu machen – wagen wir ein Gedankenexperiment. Was wäre, wenn die gleichen Polizeibeamten die derzeit auf den Bildschirm starren, in einem Büro/ Ladenschäft in der Marienplatgalerie oder einem anderen etwas höher gelegenen Büro auf den Marienplatz herunter blicken, und die Miete für dieses Ladengeschäft, Büro weniger kosten verursachen würde, als die Echtezeitübetragung ins mehrere Kliometer entfernte Polizeirevier…
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