(fab) Schwerins Jugendhilfe rechnet in diesem Jahr mit deutlich steigenden Ausgaben. Ein zusätzlicher Finanzbedarf von 8,95 Millionen Euro sei im Jugendhilfeausschuss vorgestellt worden, heißt es in einem internen Ergebnisprotokoll der AG „Hilfen zur Erziehung“ von Ende September 2025. Als Gründe nennt die Verwaltung höhere Entgelte, mehr Hilfen für junge Volljährige und zusätzliche Inobhutnahmeplätze. Zugleich kündigt sie eine interdisziplinäre Projektgruppe an, die Abläufe bis zum 30. November 2025 überprüft und anschließend Maßnahmen umsetzt; der bestehende Bedingungsrahmen bleibt zunächst gültig, wird aber im Verfahren bewertet.
Aus den Einrichtungen kommt ein klares Lagebild: Mehr Kinder mit psychischen Belastungen, steigende Anforderungen für die Teams – und Situationen, in denen die Jugendhilfe Aufgaben der Schule auffange. So sei dokumentiert, dass ein Jugendlicher nicht beschult werden konnte, weil DaZ-Klassen voll waren; die Einrichtung habe die Betreuung übernommen. Fachkräfte berichten außerdem, Kinder würden in Tagesgruppen geschickt, wenn Unterricht ausfalle – ein Einsatz, der am pädagogischen Auftrag vorbeigehe. Die Träger fordern eine saubere Aufgabenabgrenzung zwischen Schule und Jugendhilfe, damit Hilfen zur Erziehung nicht Lücken im Schulsystem stopfen.
Es gibt auch Fortschritte. Der Allgemeine Soziale Dienst ist zum 1. Oktober 2025 voll besetzt; im Bereich unbegleiteter Minderjähriger berichten die Beteiligten von rückläufigen Zahlen. In Lankow soll am 7. November der erste Spatenstich für ein SOS-Kinderdorf mit drei Wohneinheiten erfolgen – ein Signal, Versorgungskapazitäten vor Ort zu stärken. Anerkennung erhält zudem die Caritas-Begegnungsstätte „Mama Chocolate“ mit dem Integrationspreis 2025; der Träger Sternentaler erweitert ambulante Hilfen und kooperiert mit dem Kino, um Teilhabe zu sichern.
Damit Hilfe früher ankommt, will die Jugendhilfeplanung Eltern, die bereits ambulante Unterstützungsangebote nutzen, befragen: Welche Präventionsangebote greifen, wo scheitert die Teilnahme – etwa an Wegen, ÖPNV oder Sprache? Fragebögen sollen auch auf Englisch vorliegen; ein QR-Code erleichtert den Zugang. Nach Datenschutzprüfung und Testlauf ist eine vierwöchige Erhebung vorgesehen – mit dem Ziel, Prävention datenbasiert zu steuern, statt auf Bauchgefühl zu setzen.
Organisatorisch hat die AG Hausaufgaben mit Blick auf den Datenschutz: In der Geschäftsordnung fehlen entsprechende Passagen; ein Vorschlag liegt der Verwaltung vor. Die nächste Sitzung ist für den 21. November 2025 terminiert.
Am Ende steht die zentrale Frage, ob Schwerin das System entlastet, ohne Qualität zu verlieren. Die Verwaltung setzt auf Prozessprüfung und enge Abstimmung mit den Trägern. Diese wiederum machen deutlich, wo es sofort klemmt: bei klaren Zuständigkeiten zwischen Schule und Jugendhilfe und bei stabilen DaZ-Kapazitäten. Nur wenn beides zusammenläuft, lassen sich Kosten dämpfen und Chancen für Kinder verlässlich sichern.

















