#Tafelreihe Die Tafel Nummer 7: Hexenprozesse und Hexenverfolgung in Schwerin

(stm) Anlass für diese Dokumentation ist das 5 jährige Jubiläum der Wiederaufstellung der „Keramischen Säule“. Wir werden in den kommenden Wochen zu jeder der 27 Tafeln einen Artikel veröffentlichen. Wir beginnen, wie angekündigt mit der Tafel Nummer 7.

Weswegen wir mit der Tafel 7, die sich mit der Zeit der Hexenprozesse beschäftigt, beginnen, könnt ihr im folgenden Beitrag lesen:


Hier kann sich der Beitrag vorgelesen werden lassen.

Hexenprozesse und Hexenverfolgung in Schwerin: Dunkle Zeiten in der Landeshauptstadt

Einblick in die grausame Geschichte der Hexenverfolgung in Schwerin

Schwerin, die kreisfreie Stadt und Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern, birgt eine düstere Vergangenheit. Im Laufe der Jahrhunderte wurden hier zahlreiche unschuldige Menschen Opfer von Hexenprozessen und grausamer Hexenverfolgung. Es sind nur wenige Fälle bekannt etwas über 100 sind dokumentiert. Die Zahl der tatsächlichen Hexenprozesse dürfte um einiges höher gelegen haben.

Die Hexenprozesse in Schwerin sind Teil eines dunklen Kapitels der Stadtgeschichte, das jedoch nicht vollständig ausgelöscht wurde. Einige Ortsbezeichnungen wie „Galgenberg“, „Hexenberg“, „Düwelsberg“ und „Blocksberge“ erinnern noch an diese Zeit. Die Hexenprozesse fanden nicht nur im finsteren Mittelalter statt, sondern erreichten ihren Höhepunkt zu Beginn der Neuzeit im 17. Jahrhundert. Der Hexenglaube wurde zum Massenwahn hochgezüchtet, und Zehntausende von Menschen wurden in ganz Deutschland verbrannt. Die Verfolgung richtete sich insbesondere gegen weise Frauen, Heilerinnen, Ärztinnen und Hebammen, was einen tiefgreifenden Verlust an Wissen und Kultur zur Folge hatte.

Opfer der Hexenprozesse in Schwerin

Ein genauer Blick auf einige der Opfer der Hexenverfolgung zeigt das entsetzliche Leid, das sie erfahren mussten:

  1. Anna Böckler (1570) und Anna Rukit (1571): Beide Frauen wurden des angeblichen Zauberns bezichtigt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
  2. Catrina Plusse (1571) und Lene Seitzen (1571): Die Urteile dieser Frauen blieben unbekannt, aber eine hohe Wahrscheinlichkeit eines Todesurteils durch Folter bestand.
  3. Elisabeth Kypenmacher (1582): Sie gestand unter der Folter Zauberei und wurde aufgrund einer Belehrung der Juristenfakultät Rostock verbrannt.
  4. Magdalena Mekelenburgs (1571) und Christina Schippers (1571): Die Ausgänge ihrer Verfahren sind unbekannt, aber es bestand die Möglichkeit eines Todesurteils.
  5. Margarete Iseben (1583) und Achim Roleke (1583): Die Urteile waren unbekannt, aber Freisprüche mit hoher Wahrscheinlichkeit bei fehlenden Beweisen oder Geständnissen.

Das tragische Schicksal von Margarete Kalthof

Eines der Schicksale der Schweriner Hexenprozesse war das der Margarete Kalthof. In einem Verfahren von 1604 wurde Margarete von der bereits verurteilten Margarethe Rukit bezichtigt, angeblich Zauberei betrieben zu haben. Während ihre beiden Mitangeklagten hingerichtet wurden, gelang es Margarete, durch die Wendung des Prozesses am Leben zu bleiben. Allerdings zogen sich die Verfahren in die Länge, und sie wurde erst 1609 nach fünfjähriger Haft entlassen. Doch ihr Leid war noch nicht vorbei. 1614 wurde erneut ein Verfahren gegen sie eröffnet, nachdem der Weinschenk Christian Maß, der sich zuvor um ihre Tochter bemüht hatte, plötzlich krank wurde und starb. Margarete konnte erneut dem Todesurteil entgehen und wurde aus dem Fürstentum Mecklenburg verbannt. Was am Ende aus ihr wurde ist nicht bekannt.

Das tragische Schicksal der Anna Hauentans, rettete ihr Schweigen zwei Frauen vor dem Tode?

Im Jahr 1625 fiel Anna Hauentans der Hexenverfolgung zum Opfer, nachdem sie wegen des Verdachts der Zauberei angeklagt wurde. Die beschuldigte Frau wurde inhaftiert und mit den Namen von Ostke Dyhns und Tylßke Hameken, zwei Frauen aus dem benachbarten Grabow konfrontiert. Sie verweigerte eine Denunziation der beiden. Sie blieb bis zu ihrer Hinrichtung bei ihrer Unschuldsbeteuerung und verweigerte Anschuldigungen gegen die beiden Frauen. Letztendlich wurde Anna Hauentans auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Was as den beiden Grabowerinnen wurde ist unbekannt.

Tilsche Kleinow und der Pakt mit dem Teufel

Im Jahr 1617 wurde Tilsche Kleinow wegen angeblicher Hexerei und einem Pakt mit dem Teufel angeklagt. Ihr ungewöhnliches Schicksal liegt darin, dass der Teufel angeblich Blut aus ihrem Finger entnahm, um den Pakt zu besiegeln, statt des üblichen Teufelsmals. Obwohl ihr Geständnis unter Folter erlangt wurde, endete ihr Leben höchstwahrscheinlich auf dem Scheiterhaufen, wie es in jener Zeit bei Hexenverfolgungen üblich war. Ihre Geschichte steht als Mahnmal gegen Aberglaube und Intoleranz.

Catharina Wankelmod – Schuld am Selbstmord eines Herzogs

Catharina Wankelmod war eine Frau, die 1604 in Schwerin wegen vermeintlichen Hexerei-Vorwürfen verfolgt wurde. Man beschuldigte sie des Kristallsehens, Heil- und Schutzzaubers, Liebeszaubers und Schatzgrabens. Zusammen mit Dorothea Schmied und Margareta Rukit arbeitete sie nach Ansicht der Kläger in diesen Angelegenheiten. Bemerkenswert war der Grund, weswegen sie zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurden, sie soll für den Selbstmord von Herzog Johann VII. im Jahr 1592 verantwortlich gewesen sein. Das Verfahren endete tragisch mit ihrer Verbrennung auf dem Scheiterhaufen.

Die dunklen Zeiten des Hexenjägers Hans Heinrich Wedemann

Zwischen 1665 und 1669 wurde Schwerin von einem fanatischen Hexenjäger, dem Vizekanzler Hans Heinrich Wedemann, heimgesucht. Unter seiner Herrschaft wurden mindestens 19 Menschen wegen angeblicher Hexerei festgenommen. Die Opfer wurden nach kurzen, brutalen Verhören und erzwungenen Geständnissen hingerichtet und verbrannt.


Erinnerung an die Opfer

Es ist wichtig, sich an die Opfer der Hexenverfolgung zu erinnern und aus dieser düsteren Geschichte zu lernen. Die Schweriner Hexenprozesse sind ein tragisches Beispiel für Aberglauben, Vorurteile und Missbrauch von Justizgewalt.

Im Frühjahr 2016 thematisierte der verstorbene Stadtvertreter Ralph Martini von der ASK Schwerin das Thema „Hexenprozesse in Schwerin“. Er stellte fest, dass hunderte zu Unrecht verurteilte Männer und Frauen als „verurteilte Hexen“ in den Akten der Stadt vermerkt sind. Die ASK organisierte daraufhin Diskussionsrunden und eine Lesung zu diesem Thema. Ralph Martini brachte einen Antrag zur Rehabilitierung der zu Unrecht verurteilten Schwerinerinnen und Schweriner in die Stadtvertretung ein. In diesem Zusammenhang erinnerten sich viele Schweriner an die Tafel Nummer 7, die als „Keramische Säule“ auf die Hexenprozesse in Schwerin aufmerksam machte.

Das Thema führte zur Sanierung und Wiederaufstellung aller Keramiktafeln, was überraschend beschlossen wurde. Die Tafel Nummer 7 soll hierbei die moralische Rehabilitierung der zu Unrecht ermordeten darstellen.

Quellen:

  • Moeller, Katrin: Personen- und Ortsverzeichnis, Alte Burg Penzlin-Stand: 23. April 2014
  • Schneider, Peter: Hexenwahn – Hexen und Hexenprozesse in Schwerin, Schwerin 1996
  • Moeller, Katrin: Dass Willkür über Recht ginge, Hexenverfolgung in Mecklenburg im 16. und 17. Jahrhundert (Hexenforschung Band 10), Bielefeld 2007

Das Buch „Hexenwahn. Hexen und Hexenprozesse in Schwerin“ ist nur noch schwer zu bekommen. Aktuell wird ein Exemplar online zum verkauf angeboten: https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Peter-Schneider+Hexenwahn-Hexen-und-Hexenprozesse-in-Schwerin-Peter-Schneider/id/A02CLxew01ZZz


Kommendes Wochenende werden wir eine weitere Geschichte zu einer der 27 Tafeln veröffentlichen. Wenn ihr darüber und über weitere News informiert werden wollt, tragt euch gerne in die Abo-Liste ein.

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