(stm)
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Der Tag der Deutschen Einheit 2024 in Schwerin sollte ein großes Fest für alle sein. Die Stadt und das Land Mecklenburg-Vorpommern standen für ein paar Tage im Zentrum des nationalen Interesses. Vom 2. bis 4. Oktober gab es das Bürgerfest, offizielle Veranstaltungen und viele kulturelle Programmpunkte. Doch hinter den Kulissen blieben bisher viele Fragen zur Vergabe der Aufträge, zur Einbindung lokaler Anbieter und zu den hohen Kosten offen. Schwerin.News hat sich diesen Fragen angenommen, bei der Staatskanzlei angefragt und festgestellt: Es gibt Licht und Schatten.
Auftragsvergabe: Ein Mix aus Regionalität und nationalen Partnern
Ein zentraler Punkt der Feierlichkeiten war es nach Angaben der Staatskanzlei, regionale Dienstleister einzubeziehen. Bei der europaweiten Ausschreibung für die Organisation und Kommunikation des Bürgerfestes haben die Hamburger Agenturen uba bergmanngruppe und redroses communications den Zuschlag erhalten, die auch schon den Tag der Deutschen Einheit im vergangenen jahr in Hamburg organisierten.
Die Staatskanzlei betonte in ihrer Antwort, dass sie großen Wert darauf gelegt hat, regionale Firmen zu bevorzugen. Und tatsächlich gingen viele kleinere technische Dienstleistungen und Logistikaufträge an lokale Anbieter. Die MV-Präsentation am Pfaffenteich wurde jedoch an eine Berliner Agentur vergeben – aus der Region hat sich wohl niemand gefunden.
Insgesamt wurden 26 Leistungspakete vergeben. 14 davon gingen an Unternehmen aus Mecklenburg-Vorpommern. Besonders Aufgaben wie Bühnenbau und Logistik blieben in der Region, während die Gesamtorganisation und die Kommunikationsstrategien eher an externe Anbieter gingen. Warum so viele zentrale Aufgaben an Firmen von außerhalb vergeben wurden, bleibt ein offener Punkt. Möglicherweise lag es daran, dass viele regionale Anbieter nicht bereit oder in der Lage waren, die Anforderungen zu erfüllen. Das zeigt, dass es entweder an der Vorbereitung der regionalen Wirtschaft für solche großen Events mangelt oder die Bedingungen der Ausschreibungen schlichtweg abschreckend waren.
Ausschreibungen und Vergabeverfahren: Ein komplexes Bild
Die Vergabeverfahren rund um die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit werfen einige Fragen zur Transparenz auf. Die europaweite Ausschreibung für die Hauptagenturen wurde über das Landesamt für Innere Verwaltung (LaiV) durchgeführt, und die beiden Hamburger Agenturen bekamen den Zuschlag. Viele weitere Aufträge wurden allerdings nicht öffentlich ausgeschrieben, sondern durch sogenannte Verhandlungsvergaben ohne Wettbewerb vergeben.
Die Staatskanzlei erklärte hierzu, dass bei solchen Vergaben „mindestens drei Unternehmen zur Angebotsabgabe aufgefordert“ wurden, und dass regionale Anbieter bevorzugt wurden. Dies galt zum Beispiel für die MV-Präsentation am Pfaffenteich oder die Gestaltung einer Straßenbahn, für die nur Firmen aus Schwerin angefragt wurden. Dennoch bleibt das Gefühl bestehen, dass der Prozess nicht komplett transparent war. Es gab bestimmte Anforderungen an die Anbieter, wie fachliche Qualifikationen und regionale Kenntnisse, aber auch das lässt offen, ob immer der beste Anbieter ausgewählt wurde oder ob nicht doch zu oft auf Bewährtes gesetzt wurde, ohne dabei die Möglichkeiten der Region voll auszuschöpfen.
Einige Dienstleistungen, wie die Erstellung des Logos und Mottos „Vereint Segel setzen“, gingen direkt an eine Rostocker Agentur, um die regionale Wirtschaft zu fördern. Bei den meisten Aufträgen hieß es, dass regionale Anbieter bevorzugt wurden, sofern deren Angebote vergleichbar mit denen von überregionalen Anbietern waren. Auch bei den Musik-Künstlern wollte man regionale Talente bevorzugen – das wurde in enger Abstimmung mit den Agenturen umgesetzt.
Kosten und Transparenz: 5,7 Millionen Euro für Schwerin
Die Gesamtkosten für die Feierlichkeiten werden auf etwa 5,7 Millionen Euro geschätzt. Diese Summe setzt sich nach Angaben der Staatskanzlei unter anderem aus 4,555 Millionen Euro für das Bürgerfest, 800.000 Euro für die offiziellen Veranstaltungen und 110.000 Euro für Werbematerialien zusammen. Zusätzlich gab es 200.000 Euro für die Präsentation Mecklenburg-Vorpommerns als Gastgeber und 70.000 Euro für die Präsentation der Metropolregion Hamburg.
Die Kosten für Bühnen, Sicherheit und Technik machten jeweils einen beträchtlichen Teil des Budgets aus, genaue Zahlen fehlen aber noch, weil der Abrechnungsprozess noch läuft. Dass die Staatskanzlei bisher keine detaillierte Kostenaufstellung vorlegen konnte, ist bedauerlich. Zwar wird erwartet, dass das Event im geplanten Budget bleibt, aber eine frühere Offenlegung der genauen Posten – etwa für Bühnen, Technik, Sicherheit und Künstlergagen – wäre ein klares Zeichen für Transparenz gewesen. Aktuell gibt es die Aussage der Staatskanzlei, dass die Abrechnung noch läuft und alle Ausgaben entsprechend den Budgetansätzen erfasst werden.
Ein Teil der Kosten wurde zudem durch Sponsoring aufgefangen. Neben AIDA, der Deutschen Bahn, dem NDR, der Ostseewelle, der WEMAG und Lübzer unterstützten diese Sponsoren auch Programmteile und die Ausstattung. Die Staatskanzlei erklärte, dass diese Unterstützung insbesondere künstlerische Programmpunkte und Versorgungseinrichtungen betraf.
Die Rolle der Stadtvertretung: Kein Platz im Festakt
Für etwas Frust sorgte im Vorefeld die Entscheidung, die Mitglieder der Stadtvertretung Schwerins nicht zum Festakt im Mecklenburgischen Staatstheater einzuladen. Die Gästeliste wurde vom Bundesinnenministerium erstellt, und die Staatskanzlei konnte lediglich Vorschläge einbringen. Letztlich war der Platz begrenzt, und viele lokale Vertreter blieben außen vor. Das ist besonders enttäuschend, da die Feierlichkeiten in Schwerin stattfanden und die Stadtvertretung eng mit der Organisation verbunden war. Die Reaktionen der Stadtvertreter waren entsprechend kritisch. Ein Vertreter sagte: „Es ist enttäuschend, dass wir als gewählte Vertreter dieser Stadt bei einem so wichtigen Ereignis außen vor bleiben mussten, obwohl wir tagtäglich für die Belange Schwerins arbeiten.“
Die Staatskanzlei erklärte, dass aufgrund der begrenzten Platzanzahl nur ein eingeschränkter Personenkreis teilnehmen konnte. Eingeladen wurden dennoch einige Vertreter der Stadtgesellschaft, wie der Vorsitzende des Vereins zur Förderung des Welterbes Schwerin, der Vorstand der Theaterfreunde Schwerin e.V. und der Generalintendant des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin. Das zeigt zwar, dass einige Vertreter berücksichtigt wurden, aber es bleibt das Gefühl, dass die Stadtvertretung nicht genug gewürdigt wurde.
Kommentar:
Die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in Schwerin hatten viele positive Aspekte. Die kulturelle Vielfalt des Landes wurde eindrucksvoll präsentiert, und viele Besucher konnten ein buntes und stimmungsvolles Programm genießen. Mecklenburg-Vorpommern zeigte sich offen und gastfreundlich – ein Bild, das bei vielen in Erinnerung bleiben wird.
Aber es gibt auch Kritikpunkte, die nicht ignoriert werden sollten. Die Vergabe vieler zentraler Aufgaben an externe Firmen und die mangelnde Transparenz bei den Kosten haben gezeigt, dass hier noch Verbesserungspotenzial besteht. Auch die Entscheidung, die Stadtvertretung bei einem so wichtigen Ereignis nur begrenzt einzubinden, hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. Hier wünscht sich die lokale Ebene in Zukunft mehr Anerkennung und Mitgestaltungsmöglichkeiten.
Positiv ist zu vermerken, dass es deutliche Bemühungen gab, regionale Anbieter einzubeziehen, und dass Sponsoren wichtige Unterstützung leisteten, um die Kosten im Rahmen zu halten. Doch in Sachen Transparenz und Bürgernähe bleibt noch Luft nach oben. Sobald die Kostenabrechnung abgeschlossen ist, wird Schwerin.News erneut eine Anfrage stellen, um die endgültigen Zahlen zu erhalten und weitere Details für unsere Leser bereitzustellen.



















