(stm/Kommentar) Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.

Die Stadt Schwerin hat eine Sonderbedarfszuweisung des Landes Mecklenburg-Vorpommern in Höhe von einer Million Euro erhalten, um einen Kunstrasen-Kleinfeldsportplatz im Stadtteil Neumühle zu errichten. Diese Mittel sind für Kommunen vorgesehen, die eine große Anzahl von Geflüchteten in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften beherbergen, mit dem Ziel, die Akzeptanz der Flüchtlingsintegration in den betroffenen Stadtteilen zu fördern.

Die Entscheidung, die Fördermittel für den Bau des Kunstrasenplatzes in Neumühle zu verwenden, war umstritten. Oberbürgermeister Rico Badenschier legte im Oktober 2023 Widerspruch gegen diesen Beschluss der Stadtvertretung ein, da er die Mittel lieber in Stadtteilen mit höherem Ausländeranteil eingesetzt hätte, um den Förderzweck der Integration besser zu erfüllen. In Neumühle liegt der Ausländeranteil bei etwa einem Prozent.

Trotz dieser Bedenken wurde der Förderbescheid Anfang Oktober 2024 durch Innenminister Christian Pegel an Oberbürgermeister Badenschier übergeben, sodass die Planungen für den Kunstrasenplatz nun ausgeschrieben werden können. Mit dem Bau soll voraussichtlich im Sommer 2025 begonnen werden, die Fertigstellung ist für das Folgejahr geplant.

Unterkunft für Geflüchtete in Neumühle?

Aktuell plant die Stadt Schwerin den Bau einer zweiten Flüchtlingsunterkunft, da die bestehenden Kapazitäten ausgelastet sind. Nach Prüfung mehrerer Standorte stehen derzeit zwei Optionen im Fokus: ein Plattenbau in der Benno-Voelkner-Straße im Stadtteil Krebsförden und der Standort Neumühle – quasi in direkter Nähe zu dem geplanten und mit den Fördermitteln finanzierten Kunstrasenplatz. Der Antrag wurde nun von der SPD gestellt. Dies führt aktuell zum Widerstand aus Neumühle.

Der Protest der Neumühler lässt nicht lange auf sich warten. Es wurde sogar eine Petition gestartet die am ersten Tag bereits über 1000 Unterschriften erhielt. Aktuell haben 1600 Schwerinerinnen und Schweriner die Petition von „besorgten Nachbarn“ unterzeichnet.

Neben dem Standort Neumühle favorisiert die Stadtverwaltung unter Oberbürgermeister Dr. Rico Badenschier eine anderen Standort – nämlich weiterhin Krebsförden. Auch dort gab es Protest. Der allerdings weniger wahr genommen wurde.

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Kommentar:


Das Verhalten der Neumühler wirft Fragen auf. Einerseits werden Fördergelder angenommen, die ausdrücklich zur Förderung von Integration und der Akzeptanz von Geflüchteten vorgesehen sind. Andererseits wird jegliche Verantwortung, die mit diesen Geldern einhergeht, vehement abgelehnt. Dieses Vorgehen wirkt nicht nur widersprüchlich, sondern auch wenig solidarisch. Integration und gesellschaftlicher Zusammenhalt erfordern mehr als den Ausbau von Infrastruktur – sie verlangen auch die Bereitschaft, einen Teil der Verantwortung zu übernehmen. Der Standort Krebsförden ist auch nicht unumstritten – wie ein sehr ausführlicher und inhaltlich begründeter Protestbrief zeigte. Doch der Protest aus dem Stadtteil Krebsförden, der keine „Sonderbedarfszuweisung“ erhalten hat, wirkt weitestgehend ignoriert. Sind halt keine priviligierten Einwohner Schwerins.

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