(stm/ Kommentar) Eines vorweg – Selbstverständlich sollten Kinder und Jugendliche keine illegalen Drogen nehmen, auch keine legalen. Es sollte alles getan werden, um dies zu verhindern! Doch die traurige Realität ist, dass es vorkommt. Leider.
Vor etwa eineinhalb Jahren verstarb in Mecklenburg-Vorpommern ein Kind an einer Überdosis einer zu starken Droge namens „Blue Punisher“. Der Vorfall sorgte aufgrund des jungen Alters für bundesweite Diskussionen. Auch die Landespolitik nahm sich, alarmiert durch den tragischen Tod des Kindes, der Thematik an. Eines der Projekte, die verhindern sollen, dass sich ähnliche Tragödien wiederholen, ist das Drug-Checking-Modellprojekt, das unter anderem in Schwerin vor Diskotheken angeboten wurde.
Auf der vergangenen Stadtvertretersitzung entschied nun eine Mehrheit von AfD und CDU, dass dieses Modellprojekt beendet werden soll. Und das, bevor überhaupt Ergebnisse oder anderweitige Evaluationen stattgefunden haben.
AfD Arzt irritiert mit Redebeitrag
In der Debatte sprach sich der Stadtvertreter Dr. Peter Bossow von der AfD gegen das Drug-Checking aus. Seine Aussagen lösten Irritationen aus, da sie durchaus, nach Meinung des Autors als unsensibel gegenüber dem an Drogen verstorbenen Kind empfunden werden können.
So sagte Bossow: „Staaten wie Singapur machen uns das vor, da gibt es keine Drogenkriminalität. Das ist zu machen, das ist zu leisten. Und wenn wir mit so ’ner Politik kommen, haben wir einfach nur folgendes – die Zahl der Drogenkonsumenten ausweiten, denn die sind dann nämlich nicht in der Statistik.“ Weiter sagte Bossow: „Es sind vielleicht die zwei Leute, die verunreinigten Stoff nehmen und sterben, okay, das mag sein… aber wie viele Leute nehmen den Stoff aufgrund … wie erhöht sich die Zahl der Drogenkonsumenten aufgrund der scheinbaren Legalisierung, und die sterben dann still, die sterben dann irgendwo im Krankenhaus – ganz unspektakulär…“
Widerspruch zum ärztlichen Ethos?
Man kann dem Chirurgen Dr. Bossow vorwerfen, den Drogentod eines Kindes zu bagatellisieren und die Bedeutung präventiver Maßnahmen wie des Drug-Checkings zu unterschätzen. Ärzte sollen doch jedes Leben wertschätzen und schützen – im Sinne des hippokratischen Eides.
Drug-Checking soll verhindern, dass verunreinigte Drogen konsumiert werden, die zu schweren Gesundheitsschäden oder Todesfällen führen können. Befürworter des Projektes argumentierten auf der Sitzung, dass solche Projekte keinen Anreiz zum Drogenkonsum schaffen, sondern vielmehr die Risiken minimieren, die mit dem Konsum illegaler Substanzen einhergehen. Genau der Effekt den Bossow in seiner Rede als Befürchtung äußerte, dass die Dealer und Konsumenten dann wissen dass die Droge nicht verunreinigt ist, würde doch zumindest dazu führen, dass die Dealer keine verunreinigten Drogen in Umlauf bringen.
Es bleibt unklar, ob die Entscheidung, das Projekt zu beenden, ausreichend durch Fakten gestützt ist oder eher auf ideologischen Überzeugungen basiert. man kann nun tatsächlich betreffs der Entscheidung befürchten, dass dadurch die Möglichkeit sinkt, gefährliche Substanzen aus dem Umlauf zu ziehen.
Denn leider, und das ist schlimm genug, nehmen einige Drogen und Drug Checking soll alle anderen Maßnahmen ja nicht ersetzen, sondern ergänzen. Die Drogen sind da – und eines der wenigen Projekte die es ermöglichen verunreinigte Drogen zu entdecken, ist nun einer Beendigung nahe. MIt allen Folgen.
Wie weiter?
Nach dem Beschluss vom gestrigen Abend wird das Projekt nun also in Schwerin wohl beendet – zumindest haben AfD& CDU den Oberbürgermeister nun beauftrag die Beendigung gegenüber dem Land einzufordern. Die Möglichkeit, zu verhindern, dass verunreinigte, zu hoch dosierte Drogen in Umlauf kommen, könnte somit wieder geringer werden.
Hier kann die vollständige Debatte, die auch die Aussagen des AfD Stadtvertreter Dr. Bossow enthält, (ab Minute 12) angehört werden:
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