(stm) Seit der Anerkennung des Schweriner Residenzensembles als UNESCO-Welterbe im Sommer 2024 stellt sich die Frage: Welche wirtschaftlichen Vorteile bringt der Titel der Landeshauptstadt? Die Antwort der Stadtverwaltung fällt ernüchternd aus – ein signifikanter Tourismusboom bleibt bisher aus. So geht es aus einer beantwortung des Oberbürgermeister Dr. Rico Badenschier auf eine Anfrage der Fraktion B90/Grüne/ Die PARTEI hervor.
Geringe Steigerungen bei Übernachtungen und Besuchern
Laut dem Statistischen Landesamt stiegen die Ankünfte in Schwerin 2024 um 17,8 % und die Übernachtungen um 19,4 %. Allerdings führt die Stadtverwaltung diese Zahlen auf Sondereffekte wie die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit und die Wiedereröffnung des Courtyard-by-Marriott-Hotels (ehemals MH Hotel) zurück. Für die ersten drei Monate des Jahres 2025 sei sogar keine Steigerung erkennbar.
Auch im Gastgewerbe gibt es kaum positive Signale: Lediglich ein Gastronomiebetrieb verzeichnet höhere Gästezahlen, während andere Betriebe keine Veränderung feststellen. Zwar stiegen die Anfragen für Gästeführungen in der Tourist-Information um 5,2 % (2024: +15,3 %), doch insgesamt bleibt der erhoffte „Welterbe-Effekt“ bisher aus.
„Das Gastgewerbe verzeichnete lt. Stichproben (Aussagen) keinen signifikanten Anstieg per Mitte Juni 2025 zum Vorjahr. Lediglich ein Gastronomiebetrieb hat deutlich höhere Gästezahlen (auch ausländischer Anteil) ggü. dem Vorjahr.“ heißt es in dem Schreiben.
Kosten und Planungen der Stadt
Die laufenden Kosten für den Welterbestatus belaufen sich bisher auf rund 16.500 Euro, darunter der Beitritt zum Verein UNESCO-Welterbestätten Deutschland e.V. (8.929 Euro). Geplant sind weitere Ausgaben, etwa für eine Sichtfeldstudie und zweisprachige Flyer (30.000 Euro). Die Stadt betont jedoch, dass der Welterbestatus kein Wirtschaftsprogramm sei und langfristige Potenziale erst durch gezieltes Marketing erschlossen werden müssten.
Kein Vergleich mit anderen Welterbestätten
Andere deutsche Welterbestätten wie Quedlinburg oder die Zeche Zollverein verzeichneten nach der Ernennung teils massive Besucherzuwächse. Schwerin hingegen steht noch am Anfang: Ein umfassendes Tourismuskonzept soll erst nochh entwickelt werden, um die Welterbe-Marke strategisch zu nutzen. Die Stadtverwaltung verweist darauf, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen erst langfristig bewertbar seien.
Geduld gefragt
Während die UNESCO-Anerkennung Schwerins kulturelles Prestige stärkt, bleibt der wirtschaftliche Nutzen bisher begrenzt. Ob der Titel langfristig mehr Touristen anlockt, hängt von der Umsetzung geplanter Marketingmaßnahmen ab. Bis dahin gilt: Der Welterbestatus ist kein Selbstläufer, sondern ein Projekt mit ungewissem Ausgang.
Quelle: Stadt Schwerin / Auskunft des Oberbürgermeisters vom 25.06.2025


















