(stm) Nachdem die größte kommunale Wohnungsgesellschaft Ende 2022 ihren Chef Thomas Köchig überraschend fristlos entlassen hatte, übernahm kurzzeitig Herr Ulrich Bartsch bis zum 31.07.2023 den Posten. Danach trat Michael Veiga die Stelle an. Ebenfalls überraschend kündigte Veiga Ende April 2024 an, dass er die WGS aus „persönlichen, familiären Gründen“ Ende August 2024 verlassen werde.
Es wird nun in den kommenden Wochen den vierten Wechsel in weniger als zwei Jahren an der Spitze der WGS geben.
Neuer „Übergangschef“ soll auf konstituierender Sitzung der Stadtvertretung gewählt werden
Auf der kommenden Sitzung der Stadtvertretung, die erste nach der Wahl, werden üblicherweise keine inhaltlichen, politischen Beschlüsse gefasst. So war es zumindest in den vergangenen „konstituierenden“ Sitzungen, auf denen Mandate (Ausschüsse, Ortsbeiräte) verteilt und der Stadtpräsident bzw. die Stadtpräsidentin gewählt wurden.
Dieses Mal soll jedoch eine politische Entscheidung getroffen werden. Im „nicht öffentlichen Teil“ der ersten Sitzung soll unter dem Tagesordnungspunkt „Personelle Angelegenheiten bei der WGS – Wohnungsgesellschaft Schwerin mbH“ der Verwaltungsvorschlag für den Chefposten der WGS die Zustimmung der Stadtvertretung erhalten.
ZGM-Chef soll das Ruder übernehmen
Den Posten soll der derzeitige Chef des ZGM (Zentrales Gebäudemanagement) Kristian Meier-Hedrich übernehmen. Dieser wurde im Januar 2023 zum ZGM Chef ernannt.
Interessant ist, Meier Hedrich soll nicht nur die WGS mit knapp 10.000 kommunalen Wohnungen und knapp 100 Mitarbeitenden leiten, sondern auch zeitgleich Chef des ZGM bleiben. So heißt es in der Beschlussvorlage, die http://www.schwerin.news in Auszügen vorliegt, „Die Aufgabenwahrnehmung in der Funktion als Werksleiter des ZGM bleibt unberührt…“
Dass es hier zu einem Interessenkonflikt kommen könnte, möchte die Stadt wohl ausschließen, indem sie ihn von den Beschränkungen des § 181 BGB befreit. (Was das genau bedeutet erörtern wir weiter unten im Beitrag.)
Die Pressestelle der Stadt Schwerin zeigt sich überzeugt, dass es keine Probleme bei der Besetzung und der Führung beider Unternehmen durch den ZGM-Chef geben wird. Auf Anfrage schreibt die Pressestelle:
„Da Herr Veiga aus familiären Gründen als Geschäftsführer der WGS ausscheidet und eine GmbH ohne Geschäftsführung nicht handlungsfähig ist, ist es notwendig, eine (Interims-) Geschäftsführung zu bestellen. Herr Kristian Meier-Hedrich ist für die kurzfristige Übernahme der Aufgaben als WGS-Geschäftsführer besonders gut geeignet. Herr Meier-Hedrich genießt als Werkleiter des Eigenbetriebs ZGM hohes Ansehen und Vertrauen und verfügt aufgrund seiner Studienabschlüsse als Master of Science Management, Immobilien- und Diplom-Verwaltungswirt über hervorragende Kenntnisse auch in der Immobilien- und Wohnungswirtschaft. Über das endgültige Verfahren zur Besetzung der WGS-Geschäftsführung wird dann zu gegebener Zeit mit Beteiligung der zuständigen Gremien zu entscheiden sein.“
§ 181 Doppelfunktion = Interessenkonflikt?
In der Beschlussvorlage soll nicht nur die neue Personalie beschlossen werden, sondern auch ein weiterer sehr interessanter Punkt. Da anzunehmen ist, dass wie bisher auch, WGS und ZGM Geschäfte untereinander abwickeln werden (Gebäudetausch, Auftragsvergabe etc.), soll es dem Doppelchef freigestellt werden, „mit sich selbst“ Geschäfte abzuschließen.
Dazu muss er von der Stadt von diesem Verbot des § 181 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) befreit werden. Welche Auswirkungen dies auf die Geschäfte der WGS/ZGM haben wird, bleibt abzuwarten.
Begründen tut die Stadt die „Ausnahme“ mit der zeitlichen Notwendigkeit, da sonst die WGS ohne Geschäftsführung bleiben würde. Warum nicht erneut auf den vorherigen „Übergangschef“ Bartsch zurück gegriffen wird, ist unklar.
Kommt Chef Nummer 5 noch 2024?
Der letzte Satz der Pressestelle impliziert zudem, dass es sich bei dem ZGM-Chef voraussichtlich auch nur um eine „Übergangslösung“ handeln wird. Auch wenn er in einem ersten Schritt für 5 Jahre eingesetellt werden soll, behält sich die Stadt offenbar die Möglichkeit offen den Posten neu zu besetzen. Wann und ob allerdings eine Ausschreibung oder Auswahl des dann wieder regulären WGS-Chefs stattfinden wird, bleibt offen.
http://www.schwerin.news wird diese Vorgänge weiter aufmerksam beobachten und zur gegebener Zeit erneut berichten.
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