(red/stm)
Mit den aktuellen „Mitteilungen des Oberbürgermeisters“ zur Sitzung der Stadtvertretung am kommenden Montag wird erstmals ein Konzept öffentlich, mit dem die Stadt das Altstadtfest ab 2026 neu aufstellen will. Geplant ist kein einfaches Wiederaufwärmen der früheren Stadtfete, sondern ein deutlich veränderter Ansatz: ein herbstliches Altstadtfest, das mit dem Lichterbummel zusammengelegt wird und stärker auf Familien, Jugendliche und regionale Akteure setzt. Grundlage ist ein Beschluss der Stadtvertretung, der die Verwaltung verpflichtete, noch 2025 alle Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass ab 2026 wieder jährlich ein Altstadtfest stattfinden kann. Dafür wurde im September ein interdisziplinäres Team eingesetzt – mit Stadtmarketing, Wirtschaftsförderung, Kulturbüro und Digitalem Innovationszentrum unter Leitung des Baudezernenten. Aufgabe des Teams war demnach die Entwicklung eines Konzepts und die Vorbereitung der praktischen Umsetzung. Auch ein mögliches Datum ist bereits im Blick.
Jugendliche und junge Erwachsene stärker im Blick
Zu Beginn haben die Beteiligten den städtischen Veranstaltungskalender unter die Lupe genommen: Frühjahrserwachen, Schlossfest, Drachenbootfestival, Winzerfest, Lichterbummel, Kulturnacht, Weihnachtsmarkt – Schwerin hat über das Jahr verteilt eine ganze Reihe großer und kleiner Formate. Auffällig sei aber, so das Konzept, dass ausgerechnet die Zielgruppe „Jugendliche und junge Erwachsene“ in diesem Portfolio bislang am wenigsten vorkommt. Das neue Altstadtfest soll ausdrücklich generationsübergreifend funktionieren, diese Lücke schließen und zugleich an die Tradition der früheren Feste am Pfaffenteich anknüpfen.
Ideen aus der Stadtbevölkerung übernommen
Um nicht allein aus Verwaltungslogik heraus zu planen, hat die Stadt im Oktober eine Online-Befragung gestartet. Über die Social-Media-Kanäle der Landeshauptstadt konnten Interessierte per Instagram-Story oder Direktnachricht mitteilen, was sie sich für ein Altstadtfest 2026 wünschen. Laut Konzept wurde die Umfrage rund 50.000 Mal aufgerufen; 49 Personen nutzten die Möglichkeit ausführlicher Rückmeldungen.
Was die Schwerinerinnen und Schwerin sich wünschen
Wiederkehrende Motive sind klar erkennbar: weniger Stände mit Kleidung und Taschen, dafür wieder mehr Jahrmarkt-Atmosphäre mit Fahrgeschäften und gern auch einem Riesenrad, eine stärkere Einbindung regionaler Gastronomie und Gewerbetreibender, ein vielfältiges Musikprogramm sowie konkrete, gut sichtbare Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien – vom Bastelzelt über Kinderschminken bis zu Puppentheater. Immer wieder genannt werden außerdem der Wunsch nach einem Feuerwerk oder alternativ einer Laser- oder Drohnenshow.
Flankiert wurde diese Online-Umfrage durch eine Abfrage in der „Hauspost“ der Stadt. Dort betonten Leserinnen und Leser ebenfalls, dass ein künftiges Altstadtfest wieder stärker Jahrmarkt-Charakter haben solle, mit Fahrgeschäften und niederschwelligen Sport- und Bewegungsangeboten. Zudem werden ein vielfältigeres Essensangebot – ausdrücklich auch gesündere Speisen – und mehr Aufmerksamkeit für Nachhaltigkeit genannt, etwa beim Verzicht auf Plastikbecher.
Regionalität und Authentizität
Aus diesen Rückmeldungen und der Analyse des bisherigen Veranstaltungskalenders leitet das Konzept fünf Leitlinien ab, an denen sich das neue Altstadtfest orientieren soll. Statt immer mehr Buden und Stände soll „Qualität statt Quantität“ gelten; die Altstadt soll schrittweise einbezogen werden, ohne das Fest zu überfrachten. Das Fest soll „lebendig und erlebnisorientiert“ sein, mit einem klar spürbaren Rummelcharakter, aber nicht als beliebige Kirmes, sondern mit einem erkennbaren Schweriner Profil.
Mehr Schwerin wagen
„Regionalität und Authentizität“ stehen ausdrücklich auf der Liste: Unternehmen, Vereine, Kulturschaffende, Schulen, Kitas und Initiativen aus Schwerin und Umgebung sollen nicht nur Lücken im Programm füllen, sondern das Gesicht des Festes prägen. Dazu kommen Familienfreundlichkeit mit vielen Mitmachangeboten für Kinder und ein „vielfältiges Musikangebot“, das von Schüler- und Vereinsauftritten bis zu Tanz- und Clubformaten reichen kann.
Altstadtfest soll mit Lichterbummel zum Herbstfest werden
Der entscheidende strategische Schritt steckt jedoch an anderer Stelle: Altstadtfest und Lichterbummel sollen zu einem gemeinsamen Herbstfest zusammengeführt werden. Die Verwaltung verspricht sich davon weniger Terminkonkurrenz im ohnehin dichten Veranstaltungskalender, mehr Strahlkraft über die Stadtgrenzen hinaus und handfeste Synergien bei Finanzierung, Organisation und Werbung. Elemente beider bisherigen Formate sollen verschmelzen: der Volksfest-Charakter des Altstadtfestes mit Rummel und Bühne einerseits, die Lichtinszenierungen, Kleinkunst und stimmungsvolle Atmosphäre des Lichterbummels andererseits. Rückblickend verzeichnete der Lichterbummel nach Angaben des Konzepts durchschnittlich 10.000 bis 15.000 Besucherinnen und Besucher, frühere Altstadtfeste lagen bei etwa 60.000. Für ein gemeinsames Format rechnet die Verwaltung mit rund 65.000 Menschen in der Innenstadt. Nach ersten Gesprächen mit potenziellen Sponsoren sei – je nach Ausgestaltung – ein Budget von 30.000 bis 50.000 Euro denkbar.
Pfaffenteich, Markplatz oder doch Alter Garten?
Inhaltlich sieht das Papier drei Schwerpunkte in der Innenstadt vor, die miteinander verknüpft werden sollen. Der Schlachtermarkt soll als eher ruhiger, rummelfreier Bereich unter dem Label „Family & Friends“ gestaltet werden. Vorgesehen sind hier Spiel- und Bewegungsflächen, Bastel- und Kreativangebote, Kinderschminken, eine kleine Bühne etwa für Puppentheater und kindgerechte Experimente rund um Licht und Schatten. Museen, Sportvereine, Musikschulen und Theater könnten dort mit Mitmachaktionen präsent sein.
Der Pfaffenteich – alternativ der Alte Garten – wird im Konzept zur „Party Zone“ erklärt. Dort sind klassische Rummelangebote mit Fahrgeschäften, kulinarischen Ständen, DJ-Bühnen, Silent Disco und ein Höhenfeuerwerk beziehungsweise eine Laser- oder Drohnenshow vorgesehen. Die Schliemann-Terrasse könnte mit kleiner Bühne, Wein- und Lichtinstallationen einbezogen werden.
Der Marktplatz schließlich soll als zentraler Knotenpunkt und offene Bühne fungieren: Konzerte, Streetfood, Tanzveranstaltungen, Social-Dance-Events mit lokalen Initiativen, Präsentationen der Partnerstädte, ein Bereich für Vereine, Initiativen und Start-ups sowie Schülerkonzerte werden als Bausteine genannt. Von hier aus sollen Laternenumzüge, Themenführungen und Taschenlampentouren starten, die die einzelnen Bereiche verbinden. Ergänzend denkt das Konzept an mobile Sportanlagen für Jugendliche – etwa einen temporären „Skaterpark in a Box“ – Adventure-Angebote wie Fußball-Dart oder Flächen für Live-Graffiti in der Innenstadt.
Konzept soll noch geschärft und weiterentwickelt werden
Klar ist zugleich: Das Papier versteht sich ausdrücklich als „Kurzkonzept“ und Ideensammlung. Nicht alle Vorschläge werden bereits 2026 umgesetzt werden können. Vorgesehen ist, das Fest schrittweise auszubauen und für die einzelnen Bereiche jeweils eigene Organisatorinnen und Organisatoren zu gewinnen, die unter dem Dach der Stadt arbeiten. Als möglicher Termin ist im Konzept das Wochenende vom 9. bis 11. Oktober 2026 genannt.
Was davon am Ende politisch getragen, finanziert und praktisch realisierbar ist, wird jetzt zum Thema in der Stadtvertretung. Mit den ersten Entwürfen liegt jedenfalls die Grundlage für eine öffentliche Debatte darüber vor, wie ein Altstadtfest in der zweiten Hälfte der 2020er Jahre in Schwerin aussehen soll – und ob die Mischung aus neuem Herbstfest und vertrautem Namen den Erwartungen der Schwerinerinnen und Schweriner gerecht wird.
Hier kann das Dokument heruntergeladen und eingesehen werden:


















