(stm)

Ein schwerer Gewalttätigkeitsvorfall am Weststadt-Campus Schwerin hat eine Debatte über die Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen an Schulen ausgelöst. Ein 12-jähriger Schüler der siebten Klasse wurde vergangene Woche von einem Mitschüler so heftig geschlagen, dass er mit einer zertrümmerten Nase in der Helios Klinik Schwerin notoperiert werden musste. Die Familie des Opfers hat Anzeige erstattet, und die Polizei eingeschaltet.

„Nase zerstrümmert“

Der Vater des verletzten Kindes äußerte sich auf Facebook und kritisierte die Konsequenzen, die seiner Meinung nach nicht ausreichend seien: „Unser Sohn liegt im Krankenhaus, der Täter wird nach ersten Informationen drei Tage von der Schule suspendiert. Wir sind schockiert, fühlen uns ohnmächtig und sind zutiefst erschüttert.“ Die Familie forderte eine klare Auseinandersetzung mit dem Vorfall und stellt die Wirksamkeit der bisherigen Präventionsmaßnahmen der Schule infrage.

Die Stellungnahme der Schule

Die Schulleitung des Weststadt-Campus verurteilte den Vorfall in einer schriftlichen Stellungnahme und erläuterte, welche Maßnahmen ergriffen wurden: „Wir führen Gespräche mit allen Beteiligten, um zu klären, wie es zu dieser Situation kommen konnte. Hinsichtlich der Konsequenzen handeln wir laut Schulgesetz. Zusätzlich werden wir in Form einer Mediation mit den betroffenen Schülern arbeiten, um den Konflikt zu lösen.“ Zudem habe man die Eltern einbezogen und die Mitschülerinnen und Mitschüler sensibilisiert.

Die Schule verweist auf langfristige Präventionsmaßnahmen, die auf ihrer Website beschrieben werden. Diese umfassen Sozialtrainings in einer Ankommenswoche, Klassenräte, Anti-Gewalt-Programme und die Arbeit von Streitschlichtern. Dennoch gibt die Schulleitung zu, dass Konflikte im Schulalltag nicht immer vermeidbar seien: „Unser oberstes Ziel ist es, dass sich alle Schülerinnen und Schüler sowie das schulische Personal sicher fühlen und ein respektvoller Umgang miteinander herrscht.“

Das Bildungsministerium verweist auf Unterstützungsangebote

Das Bildungsministerium Mecklenburg-Vorpommern betonte in seiner Stellungnahme, dass es an den Schulen vielfältige Unterstützungsangebote gebe. „In erster Linie sind hier die Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter sowie der Zentrale Fachbereich für Diagnostik und Schulpsychologie zu nennen, die sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Lehrkräfte beraten und unterstützen können“, erklärte die Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Claudia Gerloff. Zusätzlich gibt es Präventionsprogramme und mobile Beratungsteams, die bei Konflikten eingreifen sollen.

Das Ministerium wies darauf hin, dass Präventionsarbeit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei: „Konflikte treten im Schulalltag immer wieder auf. Es gilt, gemeinsam daran zu arbeiten, diese gewaltfrei zu lösen und alle Betroffenen in ihrer Entwicklung zu unterstützen.“

Anfrage von Stadtvertreter Henning Förster

Bereits im November hatte der Stadtvertreter Henning Förster (Die Linke) eine Anfrage an den Oberbürgermeister gestellt, in der er sich nach Maßnahmen gegen Gewalt und Vandalismus an Schulen erkundigte. Förster fragte unter anderem, welche niedrigschwelligen Angebote es in Schwerin gibt, um Betroffene zu unterstützen und Gewalt vorzubeugen.

In seiner Antwort verwies der Oberbürgermeister auf die Arbeit der Schulsozialarbeit, Präventionsprogramme und die Unterstützung durch den Zentralen Fachbereich für Diagnostik und Schulpsychologie.

Die Realität am Weststadt-Campus und die Angaben auf der Schulwebsite

Auf der Website des Weststadt-Campus wird die Schulsozialarbeit als zentrale Säule der Gewaltprävention hervorgehoben. Dort heißt es: „Die Schulsozialarbeit bietet den Schülerinnen und Schülern Unterstützung in Konfliktsituationen und steht allen Beteiligten beratend zur Seite. Durch Präventionsangebote, Projekte und persönliche Gespräche sollen Gewalt und Mobbing frühzeitig verhindert werden.“

Der Vorfall zeigt jedoch, dass diese Maßnahmen in der Praxis offenbar nicht ausgereicht haben, um eine Eskalation zu verhindern. Die Frage, ob es an der Umsetzung oder an den Ressourcen für diese Konzepte fehlt, bleibt offen. Die Diskrepanz zwischen den beschriebenen Präventionsansätzen und dem aktuellen Vorfall wirft Zweifel an der Wirksamkeit dieser Maßnahmen auf.

Kommentar

Der brutale Vorfall am Weststadt-Campus Schwerin verdeutlicht die Notwendigkeit, bestehende Präventionskonzepte zu überprüfen und gezielt zu stärken. Während die Schule und das Bildungsministerium auf vorhandene Strukturen verweisen, bleibt für die betroffene Familie der Eindruck, dass diese Maßnahmen im Ernstfall versagt haben. Ob aus den Ereignissen Konsequenzen gezogen werden, bleibt abzuwarten. schwerin.news wird die Entwicklungen weiterhin verfolgen und berichten.


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