True Crime – Mordende Familie in Schwerin um 1800.

(stma/ Stadtgeschichte) Einmal die Woche werden wir bei http://www.schwerin.news nun Geschichten und Mythen der Stadt unter der Kategorie Stadtgeschichte/Historisches ergründen. Hier unser erster Beitrag dazu. Viel Spaß beim Lesen.

Im Stadtteil Neumühle trug sich um 1800 einer der grausigsten Kriminalfälle in der Schweriner Region zu. Hinter Neumühle befindet sich nahe der Auffahrt zur B106 eine Kurve, welche der Knotenpunkt zwischen drei Stadtteilen Schwerins ist. Hier stand lange Zeit ein großer Schweinestall der LPG. Daher stammt auch der noch heute bei Schwerinern bekannte Name „Schweinekurve“. Unweit entfernt, befand sich um das Jahr 1800 ein Mühle, daneben eine Vertiefung, die „Mörderkuhle“. Sie trägt ihren Namen zurecht.

Hier befindet sich die „Schweinekurve“ an der auch die Mühle stand.

An dieser Schweinekurve stand vor über 200 Jahren, um 1800, eine sogenannte Walkmühle (Mühlen die Material mit ihrem Getriebe stießen, streckten und pressten).

Diese Walkmühle gehörte einer Müller-Familie Namens „Kindt“. Die Mühle war eines der wenigen Gebäude, an denen Reisende vorbeikamen, bevor sie die Stadt Schwerin erreichten.

Und so nahm die Familie regelmäßig Reisende auf, gab ihnen Unterkunft für die Nacht, wenn jene Reisende es beispielsweise nicht mehr rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit in die Stadt geschafft hatten. Einer der Gäste der Familie Kindt war ein Onkel des später berühmten niederdeutschen Schriftstellers Fritz Reuter. Die vermeidliche Gastfreundschaft der Familie Kindt erwies sich als grausiges Verbrechen, dass wohl niemand so erwartet hätte.

Der Onkel Reuters blieb vorerst verschollen. Irgendwann wurde man auf die Walkmühle, den Hof der Familie Kindt aufmerksam. 1803 wurde ein weiterer Mann vermisst, ein Hauswart aus Klein Rogahn. In einer angrenzenden, kleinen mit Wasser gefüllten Vertiefung bei der Walkmühle fand man im Jahr 1803 dann die sterblichen Überreste des verschollenen Hauswirts, Herrn Ruhkiek aus Klein Rogahn. Seine sterblichen Überreste wiesen Stich und Kopfverletzungen auf, seine Kleidung war mit Steinen beschwert.

Die Wasservertiefung (Kork) wurde daraufhin weiter untersucht. Oberamtmann Susemihl, der seinerzeit für den Fall zuständig war, grub in der „Mörderkuhle“ und fand neben tierischen Überresten, wie Pferdeschädel, nach und nach immer mehr menschliche Leichen. Unter ihnen auch den Onkel von Reuter.

Mindestens 19 Tote konnten im Laufe der Ermittlungen und Grabungen aus der „Mörderkuhle“ geborgen werden. Es wird davon ausgegangen, dass die Mordserie über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten stattfand. Schnell geriet die Familie Kindt unter Verdacht. Der Müller Kindt und seine Familie wurden festgenommen.

Es stellte sich heraus, dass die Familie die Morde gemeinsam begingen. Doch kein Mitglied der Familie, die die Morde äußert brutal begangen haben sollen, wurde jemals verurteilt. Der Müller selbst nahm sich im Gefängnis durch Erhängen das Leben und wurde auf dem Galgenberg verscharrt (der Galgenberg ist ein Hügel in Schwerin und liegt zwischen Ostorfer See und Grimkesee.)

Seine Frau kam in ein Arbeitshaus, derartige Arbeitshäuser waren „Armenhäuser“ durch die Bettler und andere aus dem Blick der Öffentlichkeit verschwinden sollten (Rigorose Verhaltensnormen, Isolation, harte Arbeit, Essensentzug, Strafen…).

Die beiden Söhne des Müllers Kindt meldeten sich freiwillig für den Kriegsdient im Russlandfeldzug Napoleons, über ihren Verbleib gibt es keine weiteren Informationen, es kann davon ausgegangen werden, dass sie im Krieg den Tod fanden.

Es wurde später noch der Bruder des Müllers Kindt ins Blickfeld der Ermittlungen genommen. Er arbeitete als Hofschlächter und er stand im Verdacht, dass Fleisch der Ermordeten verarbeitet zu haben. Doch auch er konnte nicht verurteilt werden, er nahm sich ebenfalls durch Erhängen das Leben.

Die sterblichen Überreste der Mordopfer wurden umgebettet, von einigen wurde die Identität nie aufgeklärt.

Quellen: SVZ Bericht, Netzrecherche, Stadtchronik (Brincker), Volksmund


Hinweis:

Wie es bei Geschichten und Mythen üblich ist, kann nie mit 100 %iger Sicherheit, gerade bei sehr alten Fällen, alles bis ins Detail nachvollzogen werden. Fakt ist, der Ort und die Zeit stimmen, und die Morde fanden statt.

2 Kommentare

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s