(stm/ Meinung. Ein Kommentar)
Die AfD möchte am 30. Januar einen Antrag an die Stadtvertretung stellen, durch den m sie ein Polizeirevier, eine Polizeistation an der Keplerstraße errichtet haben wollen. Grund ist nach Angaben der AfD dass es im Bereich Keplerstraße, „Am Stein“ zu offenem Drogenhandel kommt. Siehe: https://schwerin.news/2023/01/21/ein-polizerevier-am-stein-an-der-keplerstrase/
Die einzige Maßnahme die, die AfD hier sieht, ist es ein Polizeirevier zu errichten, um der Drogenkriminalität zu begegnen.
Nach Ansicht des Autors zeigt die AfD hier, wie wenig sie von der Problematik versteht. Natürlich können Strafrechtliche Maßnahmen wie Verhaftungen und Strafen für Drogenhändler und -konsumenten dazu beitragen, die Verfügbarkeit von Drogen zu reduzieren und das Risiko von Drogenkriminalität zu verringern.
Doch die AfD übersieht hier eine ganze Menge. Sie schlägt hier lediglich oberflächliche Maßnahmen vor die weder die Ursache angehen, noch effektive Veränderung bringen. Ein Polizeirevier vor Ort verdrängt lediglich das Problem, ändert am Konsum und Handel nichts.
Punkt eins, Segregation
Schwerin ist eine der am stärksten segregierten, also in arm und reich gespaltenen Städte Deutschlands. Als erstes muss man eingestehen, dass es sich beim Mueßer Holz um einen von Stadtpolitik und Stadtgesellschaft benachteiligtes Stadtgebiet handelt.
Segregation und Drogenkriminalität können miteinander in Verbindung stehen, da benachteiligte Wohngebiete, die durch Segregation entstehen, häufig von Armut, Arbeitslosigkeit und mangelnder Bildung betroffen sind. Diese Faktoren können die Verfügbarkeit und den Zugang zu Drogen erhöhen und das Risiko von Drogenmissbrauch und Drogenkriminalität erhöhen.
Ein Beispiel hierfür ist, dass in Gebieten mit hoher Armut und Arbeitslosigkeit häufig ein höherer Bedarf an illegalen Einkommensquellen besteht, was Menschen dazu veranlassen kann, in die Drogenhandel einzusteigen.
Auch kann man in benachteiligten Wohngebieten häufiger organisierte Kriminalität finden, die sich auf den Drogenhandel spezialisiert hat. Diese kriminellen Banden nutzen die sozialen Probleme dieser Gebiete oft aus und setzen Druck auf die Bewohner aus, um ihre illegalen Geschäfte durchzuführen.
Natürlich sind nicht alle Menschen, die in benachteiligten Wohngebieten leben, Drogenmissbrauch oder Drogenkriminelle. Es gibt jedoch viele Faktoren, die zu Drogenkriminalität beitragen können, und Segregation ist nur ein Faktor von vielen. Die Zusammenhänge zwischen Segregation und Drogenkriminalität zu verstehen, um geeignete Maßnahmen ergreifen zu können, ist wichtig, um die Auswirkungen von beidem effektiv und nachhaltig zu minimieren.
Punkt zwei, Armut
In Schwerin lebt die finanziell ärmste Bevölkerung im Mueßer Holz. Armut und Drogenkonsum können in einem Zusammenhang stehen, da Armut ein wichtiger Risikofaktor für Drogenmissbrauch sein kann. Menschen, die in Armut leben, können eine höhere Verfügbarkeit von Drogen haben und eine größere Anfälligkeit für Drogenmissbrauch aufgrund von Stress, Depressionen und anderen psychischen Problemen haben, die oft mit Armut einhergehen. Dass Armut psychisch belastet, dürfte heutzutage den meisten Menschen bekannt sein.
Armut kann auch eine Barriere für den Zugang zu Behandlung und Unterstützung darstellen. Menschen, die in Armut leben, haben oft weniger Zugang zu qualitativ hochwertigen medizinischen und psychologischen Behandlungen und Unterstützung, was es ihnen schwerer machen kann, ihre Abhängigkeit von Drogen zu erkennen und zu überwinden.
Es gibt auch Hinweise darauf, dass Menschen, die in Armut leben, häufiger von Drogenkriminalität betroffen sind, da sie oft eine größere Anfälligkeit für den Verkauf und den Besitz von illegalen Drogen haben.
Armut ist natürlich nicht die einzige Ursache für Drogenmissbrauch ist und es gibt viele andere Faktoren die dazu beitragen können. Es gibt auch Menschen die nicht in Armut leben und trotzdem Drogenmissbrauch haben. Dennoch ist Armut ein wichtiger Risikofaktor, der in Betracht gezogen werden sollte, um Drogenmissbrauch zu verstehen und zu verhindern.
Segregation, Drogenkonsum und Armut können sich einander bedingen
Segregation, Armut und Drogenhandel und -konsum können in einer Wechselwirkung stehen. Segregation führt oft zu benachteiligten Wohngebieten, in denen viele Bewohner arm sind und wenig Zugang zu Bildung und Arbeitsplätzen haben. Diese Faktoren können das Risiko von Drogenmissbrauch erhöhen und Menschen in diesen Gebieten anfälliger für den Einstieg in den Drogenhandel machen.
Armut kann auch ein Risikofaktor für Drogenmissbrauch sein, da Menschen, die in Armut leben, oft eine höhere Verfügbarkeit von Drogen haben und eine größere Anfälligkeit für Drogenmissbrauch aufgrund von Stress, Depressionen und anderen psychischen Problemen haben, die oft mit Armut einhergehen.
Organisierte Kriminalität, die sich auf den Drogenhandel spezialisiert hat, nutzen oft die sozialen Probleme dieser Gebiete aus und setzen Druck auf die Bewohner aus, um ihre illegalen Geschäfte durchzuführen. Diese kriminellen Banden können auch die Verfügbarkeit und den Zugang zu Drogen in diesen Gebieten erhöhen und das Risiko von Drogenmissbrauch und Drogenkriminalität erhöhen.
Polizeirevier ist nicht die Lösung, sondern zu kurz und reaktionär gedacht.
Es gibt verschiedene Maßnahmen, um Drogenhandel und Drogenkonsum zu bekämpfen. Der Vorschlag der AfD dort einfach ein Polizeirevier hinzuklatschen wirkt planlos und reaktionär. Statt das Problem an sich anzugehen, will die AfD lediglich die Probleme in umliegende Straßenzüge verdrängen. Doch dadurch verschwindet das Problem nicht.
Es gibt erprobte und effektivere Maßnahmen. Zuallererst muss der Segregation generell stärker und ernsthafter Begegnet werden. Nicht nur im Mueßer Holz, sondern im ganzen Stadtgebiet.
Doch ein entsprechendes Problem scheint es rund um dem Keplerplatz zu geben. Zumindest ist es dort wesentlich sichtbarer als Drogenkonsum im Schloßgartenviertel oder den Waisengärten, wo Konsumenten in ihren schicken Eigenheimes konsumieren.
Kurzfristige Maßnahmen um an der Keplerstraße einer offenen Drogenszene entgegenzuwirken könnten allerdings folgende Ansätze sein, die sich aber auch in anderen Stadtteilen anwenden lassen könnten.
Prävention und Aufklärung: Bildungs- und Präventionsprogramme, die auf Kinder und Jugendliche abzielen, können dazu beitragen, das Risiko von Drogenmissbrauch zu reduzieren, indem sie über die Gefahren von Drogen aufklären und Fähigkeiten zur Entscheidungsfindung und Stressbewältigung vermitteln.
Behandlung und Rehabilitation: Der Zugang zu qualitativ hochwertigen Behandlungs- und Rehabilitationsprogrammen kann dazu beitragen, Drogenabhängige dabei zu unterstützen, ihre Abhängigkeit zu überwinden und ein abstinentes Leben zu führen.
Strafrechtliche Maßnahmen: Strafrechtliche Maßnahmen wie Verhaftungen und Strafen für Drogenhändler und -konsumenten können dazu beitragen, die Verfügbarkeit von Drogen zu reduzieren und das Risiko von Drogenkriminalität zu verringern.
Soziale Maßnahmen: Soziale Maßnahmen wie die Schaffung von Arbeitsplätzen und Wohnraum, Bildungs- und Gesundheitsprogramme und Unterstützung für Familien in benachteiligten Wohngebieten können dazu beitragen, die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen zu verbessern, die zu Drogenmissbrauch und Drogenkriminalität beitragen können.
Entkriminalisierung: Entkriminalisierung von Drogenbesitz und -konsum kann dazu beitragen, dass Menschen nicht ins Gefängnis gesteckt werden und sich eher für Behandlungen melden und somit auch die Kriminalität reduzieren. Dazu bedarf es allerdings Strukturen, die für diese Problemfälle erreichbar und ansprechbar sind.
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