(st.martini)
Wer ist für den schlechten Zustand des neuen Fußballfeldes im Sportpark Lankow verantwortlich? Diese Frage beschäftigt seit Wochen die Stadt Schwerin und den Verein SG Dynamo, der das Feld hauptsächlich nutzt. Die Stadt wirft dem Verein vor, den Platz unsachgemäß zu nutzen und dadurch Schäden zu verursachen. Der Verein weist diese Vorwürfe zurück und fordert eine faire Behandlung. In diesem Beitrag möchten wir die Hintergründe und die Positionen der beiden Parteien beleuchten und auf eventuelle grundlegende Fehlplanungen hinweisen.
Was sagt die Stadt?
Die Stadtverwaltung beschuldigt den Verein, für den schlechten Zustand des Rasens verantwortlich zu sein und weiterhin Schäden an den städtischen Sportanlagen zu verursachen. Der Verein soll wiederholt Versuche der Stadtwirtschaftlichen Dienstleistungen Schwerin (SDS) untergraben oder abgelehnt haben, den Platz wegen Übernutzung in den Herbst- und Wintermonaten zu schützen oder zu schließen. Auch von der Stadt angebotene alternative Trainingsflächen, wie Kunstrasen, sollen als unzumutbar abgelehnt worden sein.
Die Stadtverwaltung wirft dem Verein vor, einseitige Entscheidungen zu treffen, wie zum Beispiel die unbefugte Installation eines Kraftstofftanks. Außerdem gibt es Beschwerden vom SSC Breitensport, dass SG Dynamo-Fußballer den Hockeyplatz im Lankower Sportpark mit falschem Schuhwerk als Ausweichplatz nutzen. Die Stadt fordert Dynamo auf, die fortgesetzte Beschädigung von Schwerins Sportanlagen zu unterlassen. Andernfalls wäre die Stadt gezwungen, „den Verein für entstandene Schäden haftbar zu machen“.
Die Stadt sagt, sie sei bereit, den Rasenplatz während der Sommermonate zu renovieren. Allerdings müsste der Verein sein geplantes Jubiläumsturnier am 24. und 25. Juni verlegen und ab dem 26. Juni eine Spielpause akzeptieren. Die Stadtverwaltung betont, dass auch SG Dynamos aktuelle sportliche Erfolge ein solches Verhalten nicht rechtfertigen.
Das Dokument, welches der Redaktion vorliegt, ist von Bürgermeister Dr. Rico Badenschier unterzeichnet.
Was sagt SG Dynamo Schwerin dazu?
Am Freitag war http://www.schwerin.news vor Ort. In diesem Moment fand ein Juniorentraining statt. Der Trainer äußerte sich zu den Vorwürfen der Stadt und erklärte, dass die Stadt viele Versprechungen gemacht und Fehler bei der Planung von Sportplätzen gemacht habe. Ursprünglich wurde der Ersatzplatz für Paulshöhe für 15 Stunden Spielzeit genutzt. Inzwischen sind es 60 Stunden pro Woche geworden. Es ist mehr als verständlich, dass sich der Zustand des Platzes verschlechtert.
Kinder und Jugendliche trainieren auf ehemaliger „Hundewiese“.
SGD habe einfach zu wenige Plätze zur Verfügung. Während das Hauptstadion des FC Mecklenburg selten voll ausgelastet ist, muss SG Dynamo derzeit auf eine „Hundewiese“ zum Training ausweichen. Mit „Hundewiese“ ist ein eingezäuntes Areal gemeint, das im Grunde genommen nichts anderes ist als eine gemähte Wiese, die noch vor wenigen Monaten von Hundebesitzern mit ihren Tieren genutzt wurde.

Nicht versichert, hier trainieren die Kinder und Jugendlichen der SGD aktuell. Auf einer eingezäunten „Hundewiese“.
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Auch am vergangenen Freitag trainieren dort wieder Kinder. Die Zahl der Kinder und Mitglieder in Juniorenteams steigt seit Monaten an. Bald wird es ein weiteres Kinder- oder Jugendteam geben. Dann werden es 11 Teams sein. Hinzu kommen Erwachsenenteams. Das bedeutet, dass sowohl die „Hundewiese“ als auch SG Dynamos Hauptplatz übermäßig genutzt werden.
Obwohl SG Dynamo der Platz als Ersatz für ihren erzwungenen Umzug von Paulshöhe angeboten wurde, spielen hier immer noch andere Teams auf SG Dynamos Platz. So spielt bzw trainiert hier zum Beispiel SSC mit mehreren Teams neben den Dynamos Teams. Allerdings werden nur die Dynamos im Beschwerdebrief über den Zustand des Platzes und Vorwürfe angesprochen.
Fehlkalkulationen durch die Stadt? Sportstättenbedarfsplanung aus Juni 2022 ging schon von steigenden Bedarf aus.

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Man kann hier von Versäumnis der Stadt sprechen. Die SGD wird wohl nächste Saison das einzige Oberligateam sein. Es ist nicht klar, warum FCM, das dann eine Liga tiefer spielt, bessere Bedingungen von der Stadt erhält. Es scheint so, als ob SG Dynamo einfach ein Dorn im Auge der Stadt ist.
Dadurch dass der Platz in Lankow schon nach einer Saison völlig überlastet ist, und die Zahl der SGD Mannschaften wächst, was durchaus absehbar war, kann man hier von einer Fehlplanung an Sportstätten rechnen. Das bestätigt sich auch bei Durchsicht der Sportstättenbedarfsplanung. In der Betrachtung aus Juni 2022 geht eine Bedarfsanalyse von einer sinkenden Bevölkerungszahl und einen geringeren Platzbedarf in Schwerin aus. Nach der Schließung der Paulshöhe sei von einem Großfeldbedarf von 11 Plätzen auszugehen. Diese 11 Plätze sind aktuell vorhanden. In der Sportstättenbedarfsplanung steht aber auch, dass sollten die Mitgliederzahlen steigen (was aktuell der Fall ist) auch weitere Sportstätten benötigt werden. Die Stadt verfügt also über Dokumente und Papiere, aus denen ersichtlich wird, dass es zu Überanspruchung kommen kann. Nun ist die Überanspruchung da und die Stadt schiebt etwaige Schäden auf einen Verein.
Kunstrasenplatz kaum eine Option
Vorhandene Plätze teils nicht nutzbar. Der von der Stadt als Ausgleichsfläche für SG Dynamo angebotene Kunstrasenplatz ist nur im absoluten Notfall nutzbar. Der Boden sei aufgrund seines Alters viel zu hart und birgt daher ein zu hohes Verletzungsrisiko. Nur im Notfall wurde dort bisher trainiert. Es wird immer darauf geachtet, dass beim Betreten des Platzes das richtige Schuhwerk getragen wird. Es mag einen Fall gegeben haben, in dem eines unserer Teams kein angemessenes Schuhwerk trug aber andere Teams tragen dort regelmäßig falsches Schuhwerk; Beschwerdebrief an SSC/FCM gab es allerdings bisher deswegen keine.
Kritik am Platz-Zustand nicht nur von Dynamo
Auch NOFV-Staffelleiter Ulf Kuchel kritisierte laut der SVZ den Zustand des Platzes: „So einen Fußballplatz habe ich noch nie erlebt“, sagte er. Auch einige Tage nach seinem Besuch murrte er: „Es ist eine Frechheit, dass so ein Platz für Fußball angeboten wird. Das hat nichts mehr mit regulären Bedingungen zu tun.“ Der Platz sei in einem desolaten Zustand mit wenig Grün und viel Sand.“ Auch F.C Hansa II’s Trainer kommentierte kürzlich seinen desolaten Zustand: es war einer der schlechtesten Plätze die er in seinem Fußballerleben gesehen hatte; es war unverständlich dass einem Oberligateam von ihrer eigenen Stadt so ein schlechter Platz zur Verfügung gestellt würde.
Platz nicht für Oberliga geeignet?
Interessant war bei dem „Vor Ort Besuch“ auch eine Information, die in den kommenden Wochen noch Diskussionen auslösen dürfte. So informierte ein SGD Verantwortlicher darüber, dass das Fußballfeld in Lankow, unabhängig vom Platzzustand den Ansprüchen eines Oberligastadions nicht genügen dürfte. Es gäbe Regelungen die separate Eingänge und Zuwegungen für die „kontrahierenden“ Fangruppen vorschreiben, was bei dem derzeitigen Platz nicht gegeben sei. Auch sei der Weg von den Mannschaftsräumen/ Umkleiden/ Sanitäranlagen bis zum Spielort ( Entfernung deutlich über 300 Meter), hindurch durch die Zuschauer Bewegungen für die Mannschaften zu weit, und auch mit den Sicherheitsbestimmungen nicht vereinbar.
Auch stellt sich die Frage, ob die Kapazität an Zuschauerplätzen ausreichend ist. Der Hauptplatz der SGD verzeichnet bei besonderen Spielen eine Zahl an Gästen, die stets hart an der Grenze des Zulässigen sein dürfte. So ist der Platz für 800 Zuschauer ausgelegt, eine Zahl, die, sobald die SGD in der kommenden Saison die einzige Oberligamannschaft der Landeshauptstadt ist, überschritten werden könnte.
Paulshöhe eine Option? Trainingsbetrieb auf Hundewiese nicht versichert?
Es steht noch: Das Paulshöhe-Stadion. Auf Antrag des ASK-Stadtrats Martin Steinitz soll es als Trainingsgelände wiedereröffnet werden was dem Lankower Feld etwas Abnutzung ersparen würde. Überraschenderweise erhielt sein Antrag auf eine entsprechende Überprüfung Mehrheitsunterstützung aber wurde in einer Stellungnahme abgelehnt mit Verweis auf Schafweide vor Ort und fehlende Versicherungsdeckung.
Im Gespräch mit einem Vertreter von SG Dynamo betonte dieser dass auch auf ihrer „Hundewiese“ keine Versicherungsdeckung besteht so dass es bei Paulshöhe kein Problem sein sollte; auch sollte die aktuelle Schafweide auf Paulshöhe nicht mit dem Training interferieren da Absprachen getroffen werden könnten.
Kein Interesse an Nutzung der Paulshöhe bekundet? Stadt verstrickt sich in falsche Aussagen
Bezüglich des ASK Antrag Paulshöhe als Trainingsgelände wiederzueröffnen behauptet die zuständige Dezernentin Martina Trauth (Die Linke) dass keine Interessensbekundungen von Vereinen eingegangen seien aber SG Dynamo widerspricht dem: Im Frühjahr waren die SGD im Austausch mit dem ZGM (Zentrales Gebäudemanagement). Ein SGD verantwortlicher versicherte, man hatte gefragt ob es möglich wäre bei Paulshöhe zu trainieren aber dies wurde damals abgelehnt, so dass es nun überraschend ist dass die Verwaltung behauptet keine Interessensbekundungen erhalten zu haben.
Immerhin: Jubiläumsfeier kann stattfinden
Oberbürgermeister Dr Rico Badenschier kritisierte auch SG Dynamo dafür dass sie ihre Jubiläumsfeier ende Juni nicht verlegen wollten, aber zumindest scheint dies gelöst worden zu sein: Laut SGD-Quellen wurde ihre Veranstaltungsanmeldung von der Stadtverwaltung genehmigt und wird wie geplant stattfinden. Sodass die 70 Jahre Jubiläumsfeier mit einem großen F-Jugendturnier am 24. und 25. Juni auf dem Platz in Lankow stattfinden kann.

Zusammenfassung: Die Stadt Schwerin und der Verein SG Dynamo sind in einen Streit über den Zustand des Fußballfeldes im Sportpark Lankow verwickelt. Die Stadt wirft dem Verein vor, den Platz unsachgemäß zu nutzen und Schäden zu verursachen, während der Verein die Stadt für Fehlplanungen verantwortlich macht. Der Platz wird auch von anderen Teams genutzt, aber nur SG Dynamo wird von der Stadt beschuldigt. Es gibt auch Bedenken, dass der Platz nicht für die Oberliga geeignet ist. Der Verein trainiert derzeit auf einer „Hundewiese“, da es zu wenige Plätze gibt. Die Stadt bietet einen Kunstrasenplatz als Alternative an, aber dieser ist aufgrund seines Alters nicht sicher. Die Stadt und der Verein haben unterschiedliche Ansichten darüber, wer für die Schäden verantwortlich ist, und es gibt auch Kritik von anderen Parteien am Zustand des Platzes.